Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?




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Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Do 24. Mär 2011, 16:46

Ja wie versprochen wollen wir ein neues Thema eröffnen.
Wie hilfreich habt ihr für euch den "täterloyalen" Ansatz erlebt?

Wir können mit diesem Ansatz nichts anfangen, da bei uns solche Arten von Innenpersonen nicht gibt. Keiner geht freiwillig dahin oder findet die Dinge, welche Täter tun, auch keine Ideologien gut. Ganz Früher gab es bei uns Mal Innenjugendliche die uns im Innen Chaos brachten. Sie bedrohten zum Beispiel Innenkinder weil diese Vertrauen wagten usw.
Sie haben so gehandelt, weil sie Angst vor den Tätern hatten und so eigentlich schützen wollten mit der ihnen vorgelebten Gewalt.
Aber wirklich loyal war nie einer von uns denen gegenüber. Wir hatten aber auch nicht als Haupterfahrungen "rituelle Gewalt", sondern waren eher Lernobjekt und im KP Bereich geschult und genutzt usw.

Somit können wir mit diesem Ausstiegsansatz nichts anfangen. Nur leider gibt es keinen anderen, so weit wir es erlebten. Es wird immer gleich gesagt, wenn noch Kontakt mit Tätern ist und nicht aufhört, dass es an den Innenpersonen selbst liegt, die loyal sind. und die will man dann für die Therapie gewinnen und zur Mitarbeit bewegen. Aber so ist es ja bei uns garnicht und wenn du das dann sagst, wird es gleich so hingestellt, das du denkst es sei nicht so, aber es ist doch so, nur wir würden es nicht merken das es so ist. Und das macht uns ganz genervt und dann sagen wir garnichts mehr sehr bald, weil es ja eh nicht geglaubt wird.


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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon Königskinder » Do 24. Mär 2011, 17:31

Hallo Tautropfen,

wir kennen diese These von "täterloyalen Anteilen". Wie schon erwähnt, wir halten dies wirklich für eine These, denn zum einen kann es so sein, wie Ihr Tautropfen es sagt, dass es gar nicht solche Anteile gibt.

Zum anderen finden wir da auch schon wieder so eine Schublade und ein 08/15 Denken darin. Nur weil es sein "kann", heißt es nicht, dass es auch immer so ist. Und wir finden es ganz schlimm, wenn dann jemand, das erleben muss, was Ihr beschreibt

und wenn du das dann sagst, wird es gleich so hingestellt, das du denkst es sei nicht so, aber es ist doch so, nur wir würden es nicht merken das es so ist.

Dieses, nicht ernst genommen werden. Dabei steckt das eigentliche Wissen, so, unsere Meinung nach immer im System selbst! Nur das System kann das überprüfen.

Dann ist es auch so, dass auch wir glauben, dass niemand wirklich täterloyal sein WILL, sondern es wird, weil er/sie selbst so bedroht wurde. Ein Kind lernt durch Nachahmung. Und wenn ein Kind solche falschen Vorbilder hat, was kann dann das Kind dagegen machen?

Bei uns ist es auch so, dass sogenannte "täterloyale" im Grunde auch nie was anderes wollten, als zu beschützen und auch sie haben dazu beigetragen, dass wir überlebten.

Königskinder
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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon Steppenwölfin » Mo 28. Mär 2011, 22:18

Liebe Tautropfen, liebe Königskinder :schreibmaschine

Wir gehen ja jetzt (hoffentlich) in die Klinik um genau diesen Ausstiegsansatz zu probieren.
Werden gerne mehr erzählen wenn wir mal dazwischen dazu kommen (Kein Internet in der Klinik)
Wir wissen sehr wenig über unsere "Täterloyalen" Anteile. Wir blenden sie so richtig aus und schauen weg. Deshalb wissen wir auch nicht auf welche Art sie "loyal" sind. Nur dass sie den Ausstieg verhindern und T*t*rkontakt suchen und aufrecht erhalten. Der Klinikarzt meinte das sei ein phobisches Verhalten gegenüber diesen Anteilen.
Mal schauen was dabei rauskommt....

Grüssen euch

Wölfin
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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Mo 28. Mär 2011, 22:29

Ja erzählt mal liebe Wölfins, was ihr dazu erfahren habt. Viel Kraft und Alles Gute,
von uns Tautropfen


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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon Steppenwölfin » Di 29. Mär 2011, 00:47

Danke euch so sehr!

Hoffen, dass der Klinikaufenthalt zustande kommt und wir viel profitieren können. Gerne geben wir danach euch weiter was wir erfahren haben.

Liebe Grüsse

Wölfins :undweg
Steppenwölfin
 

Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon tanzendefedern » Di 29. Mär 2011, 03:55

Königskinder hat geschrieben:Dabei steckt das eigentliche Wissen, so, unsere Meinung nach immer im System selbst! Nur das System kann das überprüfen.
Dann ist es auch so, dass auch wir glauben, dass niemand wirklich täterloyal sein WILL, sondern es wird, weil er/sie selbst so bedroht wurde. Ein Kind lernt durch Nachahmung. Und wenn ein Kind solche falschen Vorbilder hat, was kann dann das Kind dagegen machen?
Bei uns ist es auch so, dass sogenannte "täterloyale" im Grunde auch nie was anderes wollten, als zu beschützen und auch sie haben dazu beigetragen, dass wir überlebten.


Da habt ihr soooo Recht, Königskinder. Wir haben das im Laufe der Therapien immer wieder so erlebt, dass alles im Außen nur Unterstützung und Denkanstösse sind; die eigentliche Arbeit machen aber wir. Zwischen den Sitzungen. Im Alltag.

Ausnahmen bilden natürlich die Trauma-Expositionen selber.

Und der innere Ausstieg, in der Form, wie wir ihn grad durchgehen, das ist nochmals 'ne ganz andere Nummer. Aber auch hier gehen wir davon aus, dass wir nur etwas ändern können, wenn wir es wirklich wollen, alle mithelfen und alle bereit sind, sich den Erinnerungen zu stellen und die ErinnerungsträgerInnen ins Gesamtsystem aufzunehmen.
Zur Zeit ist die Existenz jener Innie, mit der grad hauptsächlich gearbeitet wird sehr gefährdet. So sehr, dass sie nur in den Thera-Stunden vorne ist und sonst nichts weiter mitbekommt. Obwohl sie gerne wieder hier geschrieben hätte. Geht aber nicht. Ein Beschützer ist immer um sie rum. Muss auch - sonst ginge es nicht alleine zu Hause. Ihre Erinnerungen zu teilen, davon sind wir grad weit entfernt. Jetzt muss es erst mal darum gehen, wie sie am Leben gehalten werden kann.

Die Thera sagt auch, dass sie eines Tages sehr wichtig für uns sein wird. Eben weil sie doch bislang die host (wenn auch von den "Nachtleuten") war. Grad isses aber typische Entindoktrinationsarbeit; ganz so, wie als würde man jemanden frisch aus einer geschlossenen Sekte holen. In Ergänzung dazu der Trauma-Hintergrund, Lebenserfahrungen einzig in jenen Welten, massive Schuld-, Scham- und Überlebensschuldgefühle, Progs, die immer und immer wieder gestoppt, deaktiviert und (wenn möglich) gelöscht werden müssen etc. Tja, in dieser Situation ist es eine Hilfe, dass wir viele sind. Ein Mensch alleine bräuchte da zig HelferInnen im Außen, die wir alle in uns haben...

Ich hoffe, wir sind nicht zu sehr abgeschweift.

Viele Grüße
federn
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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Di 29. Mär 2011, 09:42

Nee seid ihr nicht liebe Federn. Man ihr habt echt viel um die Ohren und das gerade in diesen Tagen. Wir hoffen sehr ihr übernehmt euch nicht, legt immer wieder eine Rast ein und sammelt neue Kraft. Wir finden es total mutig von euch, wie ihr euch dem alles stellt und so kämpft. :gutgemacht Liebe Grüße auch an die Haupthost der Nachtbereiche. wir hoffen sehr sie findet einen gangbaren Weg und schöne Dinge, welche sie stärken im Positiven und ihre Kraft und ihr ein neues Lebensgefühl schenken mögen.
Wir finden schön dass ihr hier seid und schreibt.
Tautropfen


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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreic

Beitragvon tanzendefedern » Sa 30. Jul 2011, 02:13

:jc_goodpost: Tränen in den Augen - GENAU das isses!!! :schweig

:sendmail GENAU SO!!!
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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreic

Beitragvon dewdrop » Sa 30. Jul 2011, 02:56

:schenkblume


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Re: Inwieweit ist der "Täterloyale Ausstiegsansatz" hilfreic

Beitragvon feuerblumen » Sa 30. Jul 2011, 09:48

tanzendefedern hat geschrieben: Tja, in dieser Situation ist es eine Hilfe, dass wir viele sind. Ein Mensch alleine bräuchte da zig HelferInnen im Außen, die wir alle in uns haben...




Danke für diese wunderschöne Erkenntnis.

Ich vergesse oft, dass es eine hochkreative Lösungsstrategie ist und dass die Hilfe, die wir brauchen, in uns liegt. Manchmal verachte ich diese Helfer, weil es mir vorkommt, als seien sie nicht echt, eben ausgedacht, aber eigentlich ist das gerade die Kraft, die mich am Leben hält.

Ihr habt so wunderschön einfach etwas auf den Punkt gebracht, was für mich immer noch sehr schwierig und mit negativen Emotionen geladen ist.


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