Mi 6. Aug 2008, 10:19
Printausgabe vom 06.08.2008
Verkauft und verloren
Die ARD zeigt heute eine Reportage über «Sex-Sklavinnen Frauenhandel in Europa».
Katia aus Moldau ist verheiratet mit Viorel, sie hat einen fünfjährigen Sohn und ist wieder schwanger. Eines Tages fährt sie mit dem Schiff von Odessa in die Türkei, um für den Marktstand ihrer Mutter einzukaufen. Ein Bekannter ihres Ehemannes begleitet sie. Zurück kommt er alleine und teilt Viorel am Telefon mit: «Ich habe Deine Frau verkauft.»
Ein ähnliches Schicksal erleiden etwa 500 000 Frauen im Jahr in Europa, so die Schätzung. Die kanadische Filmemacherin Ric Esther Bienstock zeigt in ihrer erschütternden Dokumentation, wie die Menschenhändler arbeiten. Doch nicht nur das: Sie begleitete auch Viorel bei seinem Kampf um Katia.
So läuft das in der Regel. Das erste Glied in einer Kette von Menschenverächtern, die andere für Geld in die Hölle schicken, ist meist ein Bekannter des Opfers und seiner Familie. So wie Vlad, ein Kumpel von Viorel. Ein Menschenhändler. Das Gewissen plagte ihn dann doch, und er half Viorel, die Spur seiner Frau aufzunehmen. Ric Esther Bienstock gelang es, auch ihn vor der Kamera zum Reden zu bringen. Andere Schlepper (auch weibliche!) machen vor versteckter Kamera unfassbare Aussagen darüber, wie man die Frauen und Mädchen austrickst, wie man sich selbst nicht erwischen lässt.
Die Frauen denken, in der Fremde warte eine Arbeit auf sie wie zum Beispiel Kellnern. «Ausland», weiß der Schlepper, sei wie «ein Zauberwort» für viele, die etwa in Moldau in bitterer Armut leben. Viorel war bereit, das Film-Team an seiner fieberhaften Suche teilnehmen zu lassen.
Doch selbst, wenn es manchen Frauen gelingt, zurückzukommen: Der Albtraum ist damit nicht vorbei. Nicht für die seelisch wie körperlich Versehrten und nicht für jene, die täglich wieder in die Falle tappen. Letztlich funktioniert kein Geschäft ohne Nachfrage. Wie es der kanadische Journalist Viktor Malarek formuliert: «Überall, wo ein geiler Mann ist, gibt es verkaufte Frauen.»
«Sex-Sklavinnen». 6. August, ARD, 21.45 Uhr
Quelle:
http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&sv%5Bgsid%5D=rmn01.c.5029221.de%20&_subtopic=fnp