Was Therapeuten falsch machen...




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wo es um Therapie oder Beratung geht

Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon tunnelblick » Mo 19. Okt 2015, 19:02

Habe in der Onleihe ein sehr interessantes und hilfreiches Buch entdeckt, nicht nur für Therapeuten, sondern auch für Klienten.

Was Therapeuten falsch machen - 50 Wege, Ihre Klienten zu vergraulen
von Bernhard Schwartz, John V. Flowers

Psychotherapie ist hilfreich. In den meisten Fällen. Allerdings geht es manchen Patienten nach einer Therapie sogar schlechter. Noch viel mehr erscheinen erst gar nicht mehr zur zweiten Therapiestunde. Gut erforschte Strategien helfen, die Abbrecherraten stark zu reduzieren, ganz alltägliche Probleme zu meistern und bessere Therapieergebnisse zu erreichen. U. a. zeigt das Buch, • wie man die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ruiniert, • wie man falsche Grenzen zwischen Therapeut und Klient setzt, • wie man eine Therapie nicht beenden sollte, • wie der Therapeut sich am einfachsten ein Burnout holt, • wie man schlechte Verhaltensweisen des Klienten noch verstärkt, • wie man Klienten dazu bringt, dass sie ihre Medikamente nicht einnehmen, • welche Fehler man bei der Arbeit mit Kindern begehen kann. - Seriös und gleichzeitig humorvoll - Praxisnah: unmittelbar für das eigene Therapieren umsetzbar - Als schnelles Nachschlagewerk nutzbar

Was Therapeuten falsch machen

Habe ihr einiges wieder entdeckt, was hätte anders bzw. besser oder gar nicht hätte laufen sollen. Stellenweise kommt dem einen oder anderen sicher etwas bekannt vor, wie z. B. wir zitieren aus einem Bereich:

Fehler Nr. 30
Sie setzen keine Grenzen für Kontakte außerhalb der Sitzungen
... Eine angehende Therapeutin schilderte, scheinbar mit einem gewissen Stolz, die starke Bindung, die sie zu einer Klientin entwickelt hatte."Sie mailt mir mindestens einmal am Tag, um meinen Rat einzuholen, un dhat mir mehrere Dankeschreiben geschickt, weil ich imm für sie da bin..." Leider zeigte eine nähere Untersuchung der therapeutischen Beziehung, dass die Therapeutin die Abhängigkeitsbedürfnisse dieser Patientin im Grunde verschlimmerte, weil sie ihr Ratschlägein Angelegenheiten gab, die die Klientin eigenständig durch denken und entscheiden musste. ----Dieser leichte Zugang zum Therapeuten kann eine Abhängkigkeit des Klienten eindeutig fördern und ihn daran hindern, sich auf den Prozess der selbständigen Entscheidungsfindung einzulassen. Es liegt auf der Hand, dass das Ziel des Therapeuten sein muss, den Klienten beizubringen, wie sie ihre Bedürfnisse selbst erfüllen können. ....
Den Fehler vermeiden
1. Achten Sie darauf, ob der Kontaktwunsch, eines Klienten nur dem Zweck dienst, seine Angst zu verringern, vor allem hinsichtlich einer ENtscheidung, die er treffen muss, oder hinsichtlich eines Hanelns, das er in Erwägung zieht.
2. Ziehen Sie klare Grenzen, was Kontakte außerhalb der Sitzungen betrifft ....
3. Um einen Puffer zwischen Ihrem persönlichen und beruflichen Leben einzubauen, sollten Sie einem Klienten niemals Ihre private Festnetz- oder Hanynummer geben, ganz gleich, für wie wichtig Sei eine Angelegenheit halten.
....
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von Anzeige » Mo 19. Okt 2015, 19:02

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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon unkraut » Mo 19. Okt 2015, 19:12

so und so aber. JAAA. kann man ein Lied von singen. ABER; was die Entscheidungen- Ängste angeht, nee, da waren tatsächlich gefährliche ausweglose Situationen, wo er hätte helfend unterstützen müssen, anstatt nur zu zu schauen. Immer noch - erst vorhin kommt wieder und wieder der Alptraum der letzten Jahre hoch, immer wieder in der Angst, dass er womöglich noch nicht ganz vorbei sei. Aber es ist klarer jetzt, muß man selber abwehren stark.- Es gibt einfach manche oder viele Situationen, da dürfen die sich nicht raushalten!! Da hilft es nichts wenn die schweigen, oder selber lösen lernen. Es gibt ja einfach Situationen die kann man nicht alleine meistern, oder lösen. Niemand könnte das ohne Rückenstärkung. Da IST man halt abhängig davon dass einem geholfen wird. Und gleichzeitig ist es eine unserer größten allerschlimmsten Ängste und Panik auslösend wegen so vieler schlechter Erfahrungen wenn Abhängigkeit da ist. Schrecklich ist das. Wurde einfach so oft benützt oder ausgenützt.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon Marienkäfer » Mo 19. Okt 2015, 23:19

Ich denke vieles, was geschrieben wurde im ersten Beitrag (aus dem Buch) ist wichtig. Aber es ist natürlich nicht immer für jeden Patienten das gleiche gut. Bei manchen sind zu starke Grenzen auch kontaktschädigend. Es muss vielleicht vor allem am Anfang sehr klar definiert werden und wenn man sich besser kennt und besser einschätzen kann, dann kann man Grenzen auch ändern nach Bedarf.

So kann eine Notfallnummer durchaus hilfreich sein. Aber wenn man jemand noch nicht kennt und nicht weiß, ob derjenige die Nummer wirklich nur im Notfall benutzt, dann sollte man die noch nicht raus geben.

Kontakt zwischen den Stunden kann sehr hilfreich sein. Wird manchmal dringend benötigt, ist aber oft über lange Phasen nicht nötig.

Klar, wo fängt man an wo hört man auf.

Wichtig sind starre Grenzen am Anfang. Wenn man sich gegenseitig einschätzen kann, können die nach unserer Erfahrung auch neu definiert werden ohne dass Therapeut oder Patient im Chaos versinken oder in übermäßige Abhängigkeit geraten.

Wie sind Eure Erfahrungen dazu?
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon tunnelblick » Di 20. Okt 2015, 06:28

Wir hätten klare Grenzen von Anfang an ebenso als sehr hilfreich empfunden, weil es am Ende ja nicht mehr ok war zu schreiben und es schon eine Form von Abhängigkeit darstellte eine Zeit lang. So wie bei der neuen Thera, da gibt es keine E-Mail und nun ist es ungewohnt und zwischen den Stunden kann man sich eben nicht melden. Sondern bis zur nächsten Stunde schauen, wie es dazwischen klappen kann. Aber das ist irgendwie auch gut, weil es dann wahrscheinlich auch weniger Missverständnisse geben wird und alles wirklich in der Stunde bleiben kann. Für Notfälle sind Betreuer da und auch da gibt es klare Grenzen von Anfang an.
Eine Notfallnummer/Handynummer ist wirklich sehr hilfreich, obwohl wir sie nur ganz zu Anfang mal nutzen mussten. Aber auch das war im Rückblick betrachtet zu viel. Wir wussten eben nie, ob es wirklich in Ordnung ist und haben es vermieden. Wenn alles von vornherein geklärt ist und man sich besser kennt, dann kann man diese Grenzen auch wieder ein wenig lockern, denn das sehen wir auch so, zu starke Grenzen können auch auslösen, dass es wieder ein regelmentieren ist und Kontaktaufnahme erschweren. Es sollte so sein, dass es in Krisen durchaus auch mal gelockerte Grenzen geben darf, die dann aber auch wieder für beide Seiten einzuhalten sind. Es darf eben keine Grenzüberschreitungen oder Verschwimmungen geben, es sollte klar sein einfach. Und wenn man seine eigenen Grenzen noch nicht kennt, kann man ja gemeinsam schauen, wo diese sind.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon unkraut » Di 20. Okt 2015, 11:26

meinte eher mit dem was da zuletzt geschrieben wurde: dass man bei uns - wenn notfall ist - nie- aber wirklich nie- kein einzigstes mal weiß was wichtig ist und was nicht, was notfall ist und was nicht oder noch selber und alleine zu schaffen. Weil es jedesmal weg ist einfach. Je höher die Krise umso ahnungsloser muß man sich verlassen. Das ist schwierig dann ehrlich, weil was festhing am Thera, und auf der anderen Seite weg wollte, weil man doch los lassen und Grenzen einhalten muß. Und auf der Hilfsseite kannte man sich nicht aus. Mit echtem "dürfen" war man komplett orientierungslos. Und war aber in traumatisch schlimmster Situation was ne ganze Reihe zusätzlicher Probleme gab, weil keiner gemerkt und gesehen hat. Obwohl sofort erzählt wurde. Keiner wusste was eigentlich los war. Und dann wurde man fürs schreiben-dürfen verurteilt. Blöd war das. Weil man das doch normaler Weise nicht darf. Aber hat in der Not nicht loslassen können.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon Marienkäfer » Di 20. Okt 2015, 14:43

Oh ja! Diese Frage, was ist ein Notfall und was ist keiner... Das ist hier auch Dauerthema. Wenns nämlich (rückblickend) ein echter Notfall war, haben wir das nie sagen können / dürfen. Somit hat es aussen keiner mitgekriegt. Und wenn es nicht klar ist, dann wissen wir oft nicht ob wir dann damit nerven.

Tunnelblick wir finden das total interessant, dass es euch besser geht, wenn ihr zwischen den Stunden keinen Kontakt habt mit Therapeutin. Für uns ist das ganz wichtig, weil viele nicht sprechen (vor allem unsere Autisten), die sind auf das schreiben angewiesen. Aber wir sagen der immer die braucht nicht antworten. Wir wollen das nur aus dem Kopf raus haben und dass das weg ist. Dann nimmt die das und wir sind viel klarer dann.
Sie sagt sie findet es schwierig wenn wir schreiben und sie kann fast nie antworten. Aber wir haben dazu ein gutes Gefühl - also ohne Antwort. Das muss die lernen das auszuhalten. Hoffentlich. Also wenn uns das schreiben verboten wäre das wäre schrecklich. Wäre wie Redeverbot. Aber wir erwarten nie dass die das alles liest oder drauf reagiert. Komisch ne. Aber es ist trotzdem so wichtig.

Mögt ihr erzählen Tunnelblick, warum es jetzt besser ist ohne schreiben zwischen den Stunden? Das wäre so interessant.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon unkraut » Mi 21. Okt 2015, 13:48

ein guter thera muß an sich selber zweifeln können.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon tunnelblick » Mi 21. Okt 2015, 15:34

Besser ging und geht es uns eigentlich damit überhaupt nicht, aber wir müssen ja nun respektieren, dass es diese Möglichkeit einfach nicht mehr gibt. Wir haben gelernt, dass es bei der alten Thera auch manchmal eher geschadet hat, als genutzt. Eine Weile war es ok, weil wir, so wie Du schreibst, alles loswerden und da lassen konnten und sie es manchmal auch aufgenommen hat und darauf geantwortet, dass hat sehr geholfen, für alle, die nicht sprechen konnten in den Stunden oder wenn Krise war.
Nun können wir ja weiter schreiben und wenn uns danach ist mitnehmen und vorlesen, das übt zum Einen mit dem Sprechen und wir haben nicht immer die Angst, was jetzt zwischen den Stunden wieder losgeschickt wurde, ohne dass wir es mitbekommen haben. Wir müssen nicht auf eine Antwort hoffen und warten und wir brauchen nicht Angst haben, dass etwas falsch verstanden wird. Wenn etwas geschrieben wurde, war es weg und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, manchmal ein ganz doofes Gefühl.
Dann war ja das Schreiben auf einmal nicht mehr ok, obwohl es vorher immer erlaubt und in Ordnung war. Damit kamen wir dann nicht mehr zu Recht. Daher sind wir irgendwie froh, dass es von vornherein geklärt ist, keine E-Mails schreiben zu können.
An unsere Betreuuerin können wir das auch jederzeit und nur das Wissen, dass es diese Möglichkeit gibt reicht, wir würden es aber nie wieder so intensiv nutzen, wie mit der alten Thera. Die letzte Mail die wir von der alten Thera erhielten, löste einen Suiversuch aus... Vielleicht ist es deshalb gerade sehr negativ behaftet... Und wenn wir daran denken, dann geht es durch und durch. Immernoch. Dürfen nicht daran denken.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon unkraut » Mi 21. Okt 2015, 15:40

das geht uns genauso. bei uns ist sms äußerst schwierig geworden!!
wie es euch allerdings mit "vorlesen" geht.... da bin ich gespannt. So einfach ist das nicht. Es ist schwierig insgesamt. Aber bei uns auch besser damit vieles mit sich selber abzumachen oder zu verteilen auf viele verschiedene Menschen, oder hier im Forum schreiben. Damit gehts jetzt einigermaßen glaub ich.
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Re: Was Therapeuten falsch machen...

Beitragvon unkraut » Mi 21. Okt 2015, 15:49

ich ärger mich immer wieder über die Antworterei hier. Sorry tunnelblick. War unnötig das zu schreiben. Entschuldigung. Ärger mich einfach, dass man nicht öfters die Klappe halten kann.
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