Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach




Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon Sunrise » Sa 11. Jun 2011, 22:56

Hallo :)
ich wollte mal fragen ob vielleicht jemand aus diesem forum das buch von gaby breitenbach gelesen hat "innenansichten dissoziierter welten extremer gewalt" ?
ich hab es vor kurzem gelesen und fand es ganz gut. es wird gut erklärt ist verständlich und sachlich. meiner meinung nach ist es (zusammen mit dem handbuch von michaela huber) ein guter einblick in die thematik auch für nicht - betroffene. ausserdem gibt es in dem buch nicht so schreckliche ausführungen wie im handbuch von frau huber trotzdem wird das ausmaß der gewalt deutlich.
ich kann hier nur aus meiner perspektive schreiben mich würde aber sehr interessieren was ihr davon haltet. wenn es also jemand gelesen hat würde ich mich über eine rückmeldung sehr freuen... :D
Sunrise
 

von Anzeige » Sa 11. Jun 2011, 22:56

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Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon dewdrop » Sa 11. Jun 2011, 22:56

Liebe Sunrise, wir kennen das Buch nicht sind aber neugierig geworden und gespannt mehr von dem Buch zu erfahren.


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Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon Sunrise » Sa 11. Jun 2011, 22:57

liebe tautropfen,
ich fand das buch sehr erklärend. das bask-modell von bennet braun kannte ich vorher noch nicht, gaby breitenbach erklärt damit verschiedene schweregrade der dissoziation und macht es mit fallbeispielen nochmal verständlich.
wo ich so schreibe fällt mir auf das dass buch wahrscheinlich für betroffene keine informationen bereithält die diese nicht sowieso kennen und am eigenen leib erfahren (was ja nicht heissen muss das es nicht trotzdem interessant zu lesen ist :) ). für angehörige und helfer kann es aber sicher eine gute infoquelle sein und zum verständnis beitragen. man muss sich zwar erstmal an ihren schreibstil gewöhnen ( ich weiß nicht ob´s an ihrem satzbau liegt oder woran... :frage ) aber wenn man drin ist dann läufts.


ich selbst habe immer totale schwierigkeiten mich kurz zu fassen und würde am liebsten das ganze buch hier zitieren... :schreib
aber hier ist ne super rezension vom deutschen ärzteblatt :


Drexler, Katharina
Extreme Gewalt: Bemerkenswerter Optimismus
BÜCHER

Das Buch ist unverzichtbar für alle, die mit Menschen zu tun haben, die extreme Gewalt überlebt haben, sei es im juristischen, medizinischen, therapeutischen, sozialen sowie pädagogischen Kontext oder als Gutachter. Die klare Struktur des Buches gibt eine gut nachvollziehbare Orientierungshilfe an die Hand, sich einem Thema zuzuwenden, das man am liebsten dissoziieren würde, weil „nicht sein kann, was nicht sein darf“.

Die Autorin nutzt das BASK-Modell zur Differenzierung unterschiedlicher Dissoziationsstrukturen mit zunehmender Fragmentierung. Hierbei geht sie auch den Besonderheiten von Programmen nach, bis hin zur inversen Programmierung als „völliges Zerstören der eigenen Festplatte“. Die Fallbeispiele beschränken sich durchgängig auf das Nötige, Schrecken werden nie ausgebreitet. Die Auseinandersetzung mit der Täterperspektive hilft, eine Vorstellung von der Schattenwelt, die parallel zu der offensichtlichen Welt existiert, zu gewinnen. Die Autorin setzt sich inhaltlich und auf neurobiologischer Ebene mit Hypothesen von False Memory auseinander, die sie als Täterschutz entlarvt. Es bleibt zu hoffen, dass diese fachlich überzeugende Diskussion künftig dazu beitragen kann, Opfern extremer Gewalt, die den Mut haben, sich an den Rechtsstaat zu wenden, zu ihrem Recht zu verhelfen.

Auch die Situation der Angehörigen von dissoziativen Patienten wird beleuchtet. Die Autorin verweist darauf, wie wichtig es ist, Sorge zu tragen, dass die Angehörigen sich nicht inhaltlich mit dem Schrecken auseinandersetzen, sie vermittelt Grundregeln der Interaktion und neurobiologisches Verständnis.

Dezidiert werden Behandlungswege aufgezeigt, die sich jeweils an der Strukturebene, die der Behandlung zugänglich ist, orientieren. „Therapie ist ein Maßanzug – keine Katalogware“ schreibt die Autorin. Sie bereitet auf Verletzungen der Therapeuten vor, gerade wenn die Therapie so erfolgreich war, die bei inverser Programmierung tiefste Ebene des extremsten Verrats zugänglich zu machen. Und sie macht Mut, auch dann durchzuhalten. Trotz aller deutlich aufgezeigten Schwierigkeiten durchzieht das Buch ein bemerkenswerter Optimismus, der sich aus der Überzeugung der Autorin speist, dass alle Menschen einen von Geburt an innersten „unkaputtbaren“ Wesenskern besitzen.

Dieses Buch hat gute Chancen, ein Standardwerk über seelische Folgen extremer Gewalt zu werden. Katharina Drexler



ich hoffe das ich euch damit einen kleinen einblick in das buch verschaffen konnte :schenkblume
Sunrise
 

Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon tanzendefedern » Sa 11. Jun 2011, 22:59

Lustig, haben grad heute abend mit einer Freundin lange über das Buch gesprochen. Vielleicht mögen sie ja hier mal ihre gesammelten Notizen posten? Klang recht verlockend, so dass wir überlegen, es zu kaufen...

LG
federn
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Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon Sunrise » So 12. Jun 2011, 21:11

liebe tanzendefedern, :wink3 die notizen die ich mir mache sind meist nur einzelne begriffe die ich meistens direkt google. ich markiere textstellen die ich für wichtig empfinde oder solche hinter die ich erstmal ein fragezeichen setzte ( und bei denen ich mir später mehr infos oder andere perspektiven im internet oder büchern suche :glühlampe ) .
ich hab euch aber mal ein paar der markierten textstellen rausgesucht.

... dazu gehört dann auch dass eine Person ihre Sinnesorgane nicht mehr von sich aus adäquat gebrauchen und aus diesen Sinnesempfindungen schlussfolgern kann, sondern dass dem gehirn dysfunktionale Vorannahmen antrainiert wurden, die ein normales Leben nicht mehr ermöglichen.


... Bessel van der Kolk hat einmal zu Trauma sinngemäß gesagt: "Menschen würden sich wünschen, nicht traumatisiert zu sein und jede andere Erklärung lieber in Kauf nehmen, auch die einer schweren (Geistes-) Krankheit, als zu aktzeptieren, ohnmächtig Opfer von großer Gewalt geworden zu sein."


... häufig genug bedeutet überlebt zu haben erst einmal nur ein Dahinvegetieren , weil positiv erlebbare Gefühle fehlen oder aber mit lebensgefährlichen Handlungen oder Verboten gekoppelt sind. Diese können selbst wieder zum Auslöser von Konditionierungen werden - ein Kreislauf in der scheinbaren Unendlichkeit und Unentrinnbarkeit des Schreckens. Wem sogar das Recht genommen wurde zu entscheiden, ob er leben oder sterben will bzw. die Möglichkeit entsprechend zu handeln, der hat es schwer sich vorzustellen, dass es etwas wie eine lebenswerte Zukunft überhaupt geben könnte.


... Ziel ist es also dafür zu sorgen, dass die Bedürfnisse der Klientin, die sich aus der dissoziierten Erfahrung ergeben, versprachlicht werden. So kann eine stabile Trennung zwischen Zeiten der Auseinandersetzung mit der Traumatisierung und Zeiten von Normalität, von gelebtem Alltag erreicht werden. Je mehr Alltag es gelingt zurückzuerobern, je weniger Alltag geflutet wird, desto besser wird es auch gelingen, die Symptome zu kontrollieren. Kein Angehöriger, der nicht selbst diese Welt erfahren hat, kann und sollte diese betreten. Angehörige sollten allerdings wissen, dass es viel Zeit in Anspruch nimmt, diese Erfahrungen zu bearbeiten. Zeit in der die Klientin sich in Eigenarbeit zurückzieht oder sich mit ihrer Therapeutin bespricht- und dass dies keine Zurückweisung gegenüber Angehörigen darstellt. Jede andere Form des Umgangs schadet mehr als das sie nützt. Es gibt allerdings eine Menge hilfreicher Dinge, die Angehörige wissen sollten. Datz zählt ein Veständnis für das Auftauchen von Flasbacks, insbesondere auf Körperebene zu entwickeln. Das bedeutet, dass strukturell deutlich wird:
- Es ist nicht gefährlich
- Es weisst nicht auf etwas Bedenkliches im Hier und Heute hin (dennoch sollte man Schmerzzustände abklären, weil natürlich auch ein Mensch mit Dissoziationen noch andere, somatische Krankheiten haben könnte).
- Es kann auch im normalen Alltag passieren, dass so ein Symptom auftaucht.
-Kann das Geschehen integriert werden, dann verschwinden auch die Symptome.

( diese textstelle habe ich mit einem fragezeichen markiert weil bei mir die überlegung kam: wenn jemand ein flashback hat und ein angehöriger ist gerade dabei, wie erklärt man denn diesem angehörigen worum es geht und das es nicht im hier und heute bedenklich ist, ohne dabei so weit in die tiefe zu gehen das der angehörige das noch tragen kann. vielleicht löchert der angehörige ja auch und die betreffende person ( die den flashback hatte ) hat den eindruck das sein angehöriger genug emotionale stärke aufweist. hattet ihr vielleicht schonmal so eine situation oder kennt jemanden der in dieser situation war? wie ging die freundschaft danach weiter? ihr müsst das natürlich nicht beantworten wenn das zu persönlich war. )

ich hab natürlich noch einiges mehr markiert aber ich war mir so unsicher was für euch von wichtigkeit sein könnte um das buch zu kaufen. ich aus meiner perpektive konnte durch das buch einiges noch besser verstehen allein aufgrund der vielen fallbeispiele. wenn ihr mögt kann ich euch ja mal das inhaltsverzeichnis hierher posten oder die kurze kapitelübersicht ? die autorin beschreibt nämlich vor jedem kapitel kurz worum es inhaltlich geht.
liebe grüsse :greensmilies083:
Sunrise
 

Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon Glitzerchen » So 12. Jun 2011, 22:02

Hallo Sunrise,

ja, wir haben das Buch auch ausgeliehen. Allerdings mussten wir es in der Bibo lesen, da es eine Fernleihe aus Berlin war.
Also bestand für uns zuerst der Kernpunkt "Wer geht ins außen!"
Wer kann alles so aufnehmen, ohne Gefahr zu laufen, in der Öffentlichkeit zu dissoz.

Persönlich finde ich das Buch sehr gut, auch wenn multiple pers. nicht viel neues darin erfahren werden, was man ihnen nicht schon in der Therapiestunde erklärt hat. Sofern der Therapeut/In eine Ausbildung auch für schwerst Traumatisierte hat.

Wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich dieses Buch sicher noch besser gefunden, wenn ich es hätte vor unserer Diagnose MPS, in die Hände bekommen. Es hätte so manche Therapie Stunde erträglicher gemacht, wo ich krampfhaft nach Worten gesucht habe, um meiner Thera zu erklären, wo ich eigentlich stehe, ohne meinen Namen zu verraten. So aber mussten erst 4 Jahre ins Land ziehen, bis sie auf Grund einer Zeichnung die wir in den 4 Jahren zusammen geschaffen haben, durch zu blicken.

Für unser Außenkind war es jedoch eine hilfreiche Lektüre, als sie begann sich mit unserer Diagnose außeinander zusetzen. Wir brauchten nichts aus unserer eigentlichen schlimmen Zeit erzählen, denn nach diesem Buch hat sie ihre Praktikumsarbeit auch so mit "1" abgeschlossen.
Sie konnte durch das Buch besser erklären (für ihre Klassen Kameraden) warum sie sich so wünscht, einmal in unsere Welt eintauchen zu können. Das ihr bestreben aber nicht darauf ausgerichtet war, mehr über uns zu erfahren, war uns damals nicht so klar. Wir sahen eher eine Bedrohung von außen, wenn wir unserem Außenkind zu sachliche Infos preisgeben.
Das Buch brachte ihr gegenüber mehr rüber, als wir ihr je hätten erklären können, ohne sie zu schocken.

Meine pers. Meinung darüber ist, dass selbst angehende Jugendliche mit Hilfe dieses Buches verstehen können, wie sich Systeme zusammen setzen. (Rangordnung)
Allerdings sollte man es dann auch nicht nur bei diesem Buch belassen, denn Hubers Buch ist in dieser Richtung, unabdingbar.
Sie schreibt zwar "sehr direkt", aber das macht gerade das verstehen dann im zweiten Buch aus.
Die Fragen die im Kopf entstehen in Hubers Buch, werden mit Hilfe des zweiten Buches von G. Breitenbach, automatisch beantwortet, ohne das Betroffene sich dazu direkt äußern müssen.

Gruß Glitzerchen_A.
Glitzerchen
 

Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon nelli » Mo 13. Jun 2011, 10:02

Hallo ihr,

wir haben das Buch gelesen. Und ja, vieles, was sie schreibt ist "Insidern" bereits bekannt. Manches ist genauer betrachtet worden (in Kürze) z. B. Burschenschaften, Verknüpfungen von Männergruppen und daraus entstehende Verbindlichkeiten - ob bei Juristen, Politikern, Wirtschaftsleuten und dergleichen - was man ja so kennt - und dann eben-Täterverbindlichkeiten untereinander ...

Was hervor sticht aus all der uns bisher bekannten Literatur, ist ihre so ehrliche Empörung und eigene Betroffenheit, ihre Loyalität Betroffenen gegenüber

und auch dem Wissen - Geld ist Macht.

Ein weiterer Pluspunkt - Hellinger ist ein absolutes NoGo für sie und eben auch für uns. Sie versteht auch nicht, dass es immer noch Theras gibt, die Hellinger als Fachmensch betrachten, nach ihm Aufstellen :( und blind für Herren- und Nazidenke sind. Finden wir gut - an Kollegen gerichtete Kritik.

Sie schreibt authentisch, sympathisch, ihre Beispiele sind recht "nett" - beschreiben jedoch das Nötigste. Was Konditionierung und Programme betrifft, da geht sie etwas näher ran - dennoch "Insidern" dürfte auch das zu eingeschränkt sein.

Empfehlen würden wir das Buch, teuer genug :( ist es leider.

Es ist auf jedenfalls lesenswert!! Meinen wir.

PS: Sie ist für die Fachwelt vielleicht jetzt nicht der Durchbruch oder so, sie ist eben menschlich gesehen eine sehr betroffenen-politisch engagierte Thera.

Das mal so ein paar Gedanken zum Buch und Frau Breitenbach von uns. Vieles wurde ja schon beschrieben. (siehe auch Kundenrezensionen bei amazon)

Liebe Grüße nelli und co
nelli
 

Re: Innenansichten dissoziierter Welten , Gaby Breitenbach

Beitragvon Sunrise » Do 16. Jun 2011, 21:59

@glitzerchen : ich finde auch das michaela hubers buch in jedem fall unabdingbar ist wenn man sich mit dem thema auseinandersetzten will. das buch von gaby breitenbach ist dann auch meiner meinung das was folgen sollte.
ich fand es ganz spannend zu lesen das euer außenkind dadurch die ganze thematik so gut verstehen konnte das sie sogar ihre arbeit mit 1 abgeschlossen hat. da wäre hubers buch bestimmt das falsche gewesen weil es so sehr in die tiefe geht.
entschuldigung das ich nochmal so doof fragen muss aber wenn ich das richtig verstehe dann habt ihr das buch von huber auch erst nach eurer diagnose gelesen?

@nelli : ja die art und weise wie sie das ganze beschreibt fand ich auch gut. ich gebe dem buch deshalb einen pluspunkt weil ich es meiner tante geliehen habe und sie mir jetzt nach diesem buch erst glaubt das es alles wirklich so ist wie es ist. sie hat damals als m. huber´s buch erschienen ist dieses direkt gelesen und fand es alles "sehr weit hergeholt" wie sie sagte. dann hat sie sich lange gar nicht mit dem thema befasst und vor kurzem gaby breitenbach´s buch von mir geliehen. ich kann mich jetzt endlich mit jemandem über das thema unterhalten der mich ernst nimmt. alleine dafür bekommt das buch nen dicken fetten pluspunkt. :gutgemacht

liebe grüße :connie
Sunrise
 



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