Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extremer"




Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extremer"

Beitragvon dewdrop » Fr 26. Aug 2011, 17:07

:triggerklein

Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extremer"

22.08.2011, 07:38
Von Marc Widmann

Sie müssen sich stundenlang widerwärtigste Missbrauchsszenen und brutale Foltervideos anschauen, deren Opfer bisweilen nur ein paar Monate alt sind. Viele Ermittler halten solche Bilder nicht lange aus. Doch es gibt Erfolge im Kampf gegen die Kinderpornographie. Besuch bei einer Sondereinheit in Frankfurt, die zum bundesweiten Vorbild werden könnte.

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Im Moment fahnden sie wieder nach einem dieser Männer, der Unbeschreibliches tut. Dinge, die sie nur allgemein beschreiben können, mit bürokratischen Worten, weil jedes Detail unerträglich wird. Sie nennen es "mehrfachen schweren sexuellen Missbrauch eines Mädchens im Alter zwischen circa drei bis neun Monaten". Auf dem Wickeltisch vergriff sich dieser Mann mit den Pianistenhänden und dem schmalen Goldring am kleinen Finger an dem Kind. Sie haben Fotos von ihm, sie haben sie ins Netz gestellt auf der Seite des Bundeskriminalamts; sie hoffen, dass sie ihn bald finden.
Abruf von Kinderpornografie im Internet soll strafbar sein Bild vergrößern

Die Fahnder suchen Täter auf Tauschbörsen, in abgeschottenen Gruppen und auf Seiten, die KInderpronos gegen Bezahlung verkaufen. (© ddp)

Es gibt Ermittler, die aufgaben, weil sie derlei Bilder nicht mehr aushielten, auch nicht die Ohnmacht. Andreas May aber von der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ist seit 15 Jahren auf der Jagd nach solchen Tätern, sein Kollege Rainer Franosch bald ebenso lange. Sie sind keine normalen Staatsanwälte, die würdevoll durch Gerichtsgänge wandeln und Paragraphen rezitieren. Sie tragen Jeans, kennen sich mit IP-Adressen von Computern aus und sind kaum zu stoppen, wenn sie von den Abgründen unserer Gesellschaft erzählen. Pfarrer haben sie vor Gericht gebracht, Lehrer und den Präsidenten eines Verwaltungsgerichts. Jetzt suchen sie den Kerl mit den Pianistenhänden.

In Hessen bilden die beiden seit vergangenem Jahr mit ihrem Chef Günter Wittig eine kleine Sondereinheit, die bundesweit vorbildlich werden könnte im Kampf gegen Kinderpornographie: die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität. Sie müssen nicht nebenbei Raser oder Rotsünder verfolgen, sie konzentrieren sich auf die Täter im Netz. Sie haben Luft für Großverfahren, eines haben sie gerade abgeschlossen.
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Brutale Folterszenen

"Das Zeug wird immer extremer", sagt Franosch, "was wir heute sehen müssen, gab es vor zehn Jahren noch nicht." Die Kinder auf den Bildern sind noch jünger, manche nur ein paar Monate alt. Der Missbrauch ist noch brutaler, es gibt richtige Folterszenen. Dazu die neue Technik: Die Videos sind jetzt mit Ton, die Täter wollen ihre Opfer offenbar jammern und heulen hören. Gefilmt wird in HD, in höchster Qualität. Für ihr jüngstes großes Verfahren mussten sich May und Franosch Tausende solcher Dateien anschauen. Einige Mitarbeiter waren hinterher so ausgelaugt, dass sie psychologische Hilfe benötigten.

Vergeblich war der Einsatz nicht. Im April fiel das letzte Urteil des Mammutprozesses am Darmstädter Landgericht. Fünf Jahre muss ein Mann aus Mönchengladbach hinter Gitter, weil er "härtestes und widerlichstes Material" verbreitete, wie der Richter es nannte. Acht weitere Angeklagte erhielten Strafen zwischen zwei und achteinhalb Jahren. Geisterwald und Sonneninsel, so nannten sie die Seiten im Internet, über die diese erschreckend normalen Männer Bilder tauschten und miteinander chatteten.

Ein promovierter Geophysiker war dabei, ein Unteroffizier der Bundeswehr, ein Speditionskaufmann, viele verheiratet. Zum ersten Mal wurden Biedermänner wie sie als Bande verurteilt. Die hessischen Fahnder nutzten den Vorteil ihrer kleinen Sondereinheit: Statt in vielen einzelnen Verfahren klagten sie alle Administratoren zusammen in einem Großprozess an, die ganze Bande. Seither ist die Szene verunsichert. Das allein ist schon ein Erfolg, sagt May.

Allerdings ein Erfolg mit Schattenseiten, wie meist bei der Fahndung nach Pädophilen. Etwa 500 Männer tummelten sich auf den Geisterwald-Seiten, aber nur 160 konnten May und Franosch ausfindig machen. Die Übrigen tarnten sich zu gut und kommen wohl ungeschoren davon. Was noch bitterer ist für die Fahnder: Während die Betreiber noch vor Gericht standen, tauchten einige der Seiten schon wieder auf, "neu gegründet, anders benannt, technisch verfeinert", sagt Franosch. Aber mit denselben Inhalten.

Ist es ein sinnloser Kampf? Vor zwei Jahren gab einer der renommiertesten Kinderporno-Ermittler der Republik auf. Peter Vogt, Staatsanwalt in Sachsen-Anhalt, hat große Verfahren angestrengt, gewaltige Mengen an Material beschlagnahmen lassen, doch die Polizei kam einfach nicht hinterher, sie rechtzeitig auszuwerten. Als es Verdächtigen gelang, ihre Festplatten per Klage wieder zurückzubekommen, unangetastet, zog der Ermittler ein deprimierendes Fazit: "Wir haben den Kampf gegen Kinderpornographie verloren."

Dieses Verbrechen sei wie eine Hydra: Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen ihr zwei neue. "Wir sehen das völlig anders", sagen die hessischen Fahnder. Auch sie müssen monumentale Datenmengen auswerten, doch sie beauftragen auch externe Gutachter. Sie kooperieren außerdem mit BKA und Fachkommissariaten der Polizei, wo in den vergangenen Jahren etliche Informatiker angestellt wurden. "Jeder ermittelte Täter ist ein Erfolg", sagt Franosch.
Süchtig nach neuem Stoff

May und Franosch wissen, dass die Pädophilen ständig frisches Material brauchen, dass sie süchtig sind nach neuem Stoff, und dass es längst nicht jedem gelingt, seine Spuren im Netz zu verwischen. Sie suchen die Täter in öffentlichen Tauschbörsen, in abgeschotteten Gruppen und auf Seiten, die Kinderpornos gegen Bezahlung verkaufen. Es ist ein lukrativer Markt. Und die Täter lernen dazu. Sie verlangen jetzt sogenannte Keuschheitsproben, ehe sie Zugang gewähren zu ihren Seiten. Wer an das Material will, muss erst Kinderpornos einschicken und damit beweisen, dass er zur Szene gehört. Sogar Selbstgefilmtes wird manchmal schon verlangt.

Für die Beamten ist das ein Problem. Sie dürfen keine Straftaten begehen, auch nicht als verdeckte Ermittler. Politiker verlangen daher, den Fahndern mehr Befugnisse zu geben. Sie fordern auch, dass Internetanbieter wieder vorsorglich alle Verbindungsdaten monatelang speichern müssen. Allein in Nordrhein-Westfalen seien zuletzt 147 Verfahren gegen Nutzer von Kinderpornos im Nichts verlaufen, weil ein entsprechendes Gesetz fehle, beklagt der dortige Innenminister Ralf Jäger (SPD).

Aus solchen politischen Debatten halten sich May und Franosch heraus; sie wollen den Mann mit den Pianistenhänden finden, ehe er sich erneut an einem Kind vergeht. Es sieht nicht schlecht aus. Mehr als 300 Hinweise haben sie bekommen.



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von Anzeige » Fr 26. Aug 2011, 17:07

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Re: Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extreme

Beitragvon tanzendefedern » Fr 26. Aug 2011, 19:06

Auch hier
:triggerklein

Tautropfen&Glassteine hat geschrieben:
Ist es ein sinnloser Kampf? Vor zwei Jahren gab einer der renommiertesten Kinderporno-Ermittler der Republik auf. Peter Vogt, Staatsanwalt in Sachsen-Anhalt, hat große Verfahren angestrengt, gewaltige Mengen an Material beschlagnahmen lassen, doch die Polizei kam einfach nicht hinterher, sie rechtzeitig auszuwerten. Als es Verdächtigen gelang, ihre Festplatten per Klage wieder zurückzubekommen, unangetastet, zog der Ermittler ein deprimierendes Fazit: "Wir haben den Kampf gegen Kinderpornographie verloren."
Dieses Verbrechen sei wie eine Hydra: Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen ihr zwei neue.


Das befürchten wir auch. Unklare Gesetzesgrundlage, verstaubte Technik bei den ermittelnden Behörden, mangelndes Personal, bessere Vernetzung von Produzenten und Konsumenten, die Tücken der weltweiten Vernetzung und Bildbearbeitungstechniken...
Ansonsten sind wir ja eher voll die Optimisten, aber ob sich in diesem Bereich jemals was ändern wird oder die Hersteller Dingbar gemacht werden, dass stellen wir sehr in Frage. Allein was die Gerechtigkeit betrifft, die wird es niemals geben. Wie wir bei dem einen Interview schon gesagt haben, kann es keine "gerechte Strafe" für jene Typen geben, weil Gesetze von Menschen gemacht wurden. Diese Typen tun unmenschliche Dinge; folglich kann es hier niemals eine wirklich gerechte Strafe geben.

... denn sie wussten, was sie tun!
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Re: Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extreme

Beitragvon MiaWölkchen » So 8. Apr 2012, 22:34

So ich antworte einfach mal, auch wenn der Thread schon älter ist. :oops:

Das Problem, was ich auch sehe in dem Bereich ist, sobald irgendeiner von unserer "tollen Elite" mit drinne steckt und es Beweise dafür gibt, dass ein Politiker, angesehener Richter etc. pp auch Kinder missbraucht hat, wird nicht weiter ermittelt. Ermittler werden dann von dem Fall abgezogen, Material vernichtet/verschwindet, Zeugen verschwinden/begehen "Selbstmord" oder wollen nicht mehr aussagen usw. Man hat es ja beim Sachsensumpf gesehen, wie zuguterletzt kein Täter von der "Elite" bestraft worden ist und sie laufen alle bis heute frei herum und schänden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit heute auch noch Kinder. Da wurden dann auch noch die Opfer angeklagt wegen Verleumdung.. in so einer kranken Welt lebt man.

Es werden doch außerdem meist immer nur die "kleinen Fische" bestraft und die werden nicht mal hart bestraft und wenn man dann noch bedenkt, dass die in einen extra Trakt im Gefängnis landen, damit sie nicht gelyncht werden von Mithäftlingen, wird man auch wütend.. ...

Dann sind die Gesetze auch nicht ausgereift bzw. werden auch nicht weiter ausgereift. Wenn ich da nur an die von der Leyen mit ihrem lächerlichen Stopp-Schild denke... :buuu :mauerrenn ... die Kinderporno-Seite bleibt weiter bestehen und man macht einfach ein Stopp-Schild davor.. na also hallo?! Was solln sowas? Anstatt mal den Betreiber und die Kunden zu ermitteln, neeeee machen die einfach ein Schild davor, das man mit zwei, drei Klicks umgehen kann.. Da kommt schon der Verdacht auf, dass die vllt da auch mit drinne steckt.. sie hat ja selber genug Kinder und dann kommt so ne dämliche Idee. Wär ich Mutter würde ich doch alles dran setzen, um sowas zu verhindern, denn es könnte ja auch mein eigenes Kind sein, was wegkommen könnte und in so einem Netz landet. Na ja..

Dann hab ich jetzt erst das Buch von Jürgen Roth gelesen "Ermitteln verboten!".. der schreibt auch, dass die Budgets für Ermittlungen so drastisch gekürzt worden sind, dass für organisierte Kriminalität kein Geld da ist. Man weiß teilweise die Täter (egal ob jetzt bei Kindesmissbrauch oder Wirtschaftskriminalität etc. pp), aber kann nicht gegen die ermitteln, weil dafür einfach kein Geld und auch keine Zeit da ist, da die Ermittler vollauf beschäftigt sind, weil auch immer mehr an Personal eingespart wird. Und dies ist alles politisch so gewollt, weil die selber mit drinne stecken (er erwähnt auch das Fallbeispiel mit dem Sachsensumpf).

Außerdem - wie tanzendefedern schon schrieb - sind die Taten von diesen kranken Typen wirklich unmenschlich. Wie will man die wirklich bestrafen? Klar, man kann vllt für die die Todesstrafe wieder einführen, damit sie nie wieder ein Kind anfassen, aber die Kinder, die schon geschädigt worden, müssen ihr lebenlang mit den Erinnerungen leben und irgendwie versuchen, damit klar zu kommen. Das kann man nicht wiedergutmachen.
MiaWölkchen
 

Re: Kinderpornografie-Ermittler "Das Zeug wird immer extreme

Beitragvon sonne » So 8. Apr 2012, 23:03

ja und wenn ich dann noch les wie mit strahlenwaffen usw. manipuliert wird wird mir richtig schlecht ,und deswegen sich erinnern erinnern erinnern was man erlebt hat dann verliert man alle angst und kann dem ganzen treiben ein ende setzen,v wie vendetta in dem film wars die kernaussage für mich die angst überwinden und dann hat keine macht mehr eine chance
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