Menschliche Körper als Objekte- Thema Menschenhandel-




Menschliche Körper als Objekte- Thema Menschenhandel-

Beitragvon dewdrop » Fr 19. Aug 2011, 15:59

Quelle: http://derstandard.at/1313024562409/Salzburger-Festspiele-Menschliche-Koerper-als-Objekte


Menschliche Körper als Objekte
18. August 2011 18:06

Zum Zehn-Jahr-Jubiläum des Young Directors Project erschließen Performer ungewöhnliche Räume

Salzburg - Die dänisch-schwedisch-österreichische Gruppe Signa legt es darauf an, den Theaterraum aufzulösen und das Publikum zu Mitakteuren zu machen. Signa und Arthur Köstler sowie Thomas Bo Nilsson installieren ein Stück gruselig-tragischer Realität über Menschenhandel und Zwangsprostitution in einem alten Einfamilienhaus mitten im Salzburger Vorort Maxglan. Das ehemalige Haus, ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele, eine von fünf aufregenden Nachwuchsproduktionen, eröffnete das diesjährige Young Directors Project.

An seinem zehnten Geburtstag zieht der Regie-Nachwuchs-Wettbewerb aus dem traditionellen Spielort republic in die Stadt hinaus und bevölkert Plätze, an welchen man kein Theater vermutet: ein Museum, die Universität, ein Wohnhaus, eine Villa. Die Kuratorin Martine Dennewald und Schauspielchef Thomas Oberender haben internationale Projekte eingeladen, die mit der Interaktion des Zuschauers spielen und neue Räume eröffnen. Nur die New Yorker Gruppe The Team spielt am gewohnten Ort im republic und setzt mit Mission Drift ein Vergrößerungsglas auf den amerikanischen Kapitalismus.

Aber zurück zu Signas Das ehemalige Haus, das gruselige Erfahrung bei der Rezensentin evoziert: Mit anderen "Zusehern" bin ich Gast in diesem Haus. Die Augen eines Mannes hinter seiner dunklen Sonnenbrille machen mir Angst, obwohl ich sie gar nicht sehen kann. Hilfesuchend schaue ich mich um, doch der Besucher, der neben mir auf der abgewetzten Ledercouch sitzt, ist damit beschäftigt, seine Hand unter das Latexkleid einer ehemaligen Puffmutter zu schieben.

Der Typ mit der Sonnenbrille fordert mich auf, ihm zu folgen. Wissend, das ja alles nur Theater ist, begleite ich ihn, werde in den Keller geführt und soll dort eine von drei osteuropäischen Mädchen im Playboy-Hasenkostüm für ihn aussuchen, damit er sie "testen" kann und "weiterverkaufen" an einen Nachtclub. Hand in Hand gehe ich mit der halbnackten Blondine zurück in das abgewohnte Schlafzimmer und sehe zu, wie sie von dem Zuhälter vergewaltigt wird. Was mache ich hier? Welche Rolle spiele ich? Fragen, mit denen diese Produktion auf frappierende Weise sein Publikum konfrontiert.

Das Londoner Künstlerduo Lundahl & Seitl lädt sein Publikum während einer Führung durch das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zu einer Reise durch die Ausstellungsräume ein. Mit geschlossenen Augen und schnurlosen Kopfhörern, geführt von einem Performer und einer Stimme im Ohr, geleitet der Besucher langsam in eine andere Wirklichkeit. "Wir sind daran interessiert, den menschlichen Körper im Museum einzusetzen und behandeln ihn wie ein Objekt", sagt Christer Lundahl über Symphony of a Missing Room.

Zum Mitmachen aufgefordert, aber dennoch in Besitz seiner Unabhängigkeit, ist der Besucher bei The Dinner Club, ein vom schwedischen Kollektiv Poste Restante kreierter Fortbildungskurs in Sachen Tischmanieren und Partykonversation. In einer Villa am Rudolfskai werden Spielformen des sozialen Umgangs zwischen Mann und Frau getestet. "Man kann seine eigene Geschlechtsrolle wie ein Kostüm tragen", erklärt Linn Hilda Lamberg.

Die belgische Gruppe Ontroerend Goed bezieht das Publikum nicht nur in ihr Spiel ein, sie macht es zum Mittelpunkt der Performance. In A Game of You wird jeder Besucher einzeln durch dunkle Gänge und Räume der Großen Universitätsaula geführt und vorgeführt - vor sich selbst.
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