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Quelle: http://www.siegener-zeitung.de/a/534758 ... aubwuerdig


Multiple Persönlichkeiten
Angaben glaubwürdig
Olpe. Es war ein schwerer Gang für eine 42-jährige Zeugin. Bereits seit Wochen habe sie große Angst - "eigentlich seitdem sie von dem Gerichtstermin weiß", sagte die 29-jährige Betreuerin der Frau, die aufgrund einer psychischen Krankheit bereits berentet ist. Am gestrigen Mittwoch sagte sie als Zeugin in einem Prozess im Olper Amtsgericht aus.

yve - Die Olperin leidet an einer dissoziativen Identitätsstörung, auch bekannt als multiple Persönlichkeitsstörung. Das bedeutet, dass sich verschiedene Persönlichkeiten in ihr befinden, die nicht gleichzeitig auftreten und meist nichts voneinander wissen. In ihrem Fall seien es Kinder unterschiedlichen Alters, schilderte die 29-Jährige.
Stark traumatisiert

Sie sei stark traumatisiert und habe in ihrer Vergangenheit "schlimme Sachen" - sehr wahrscheinlich sexuellen Missbrauch - erlebt. Wobei ihr Einzelheiten unbekannt seien - "sie kann nicht darüber reden".

Vor Gericht wurde gestern ein Fall verhandelt, der sich im August vergangenen Jahres in einem Geschäft in Olpe ereignete. Dem Angeklagten, einem 73-jährigen Mann aus Olpe, wurde vorgeworfen, die 42-Jährige genötigt zu haben. Laut Anklageschrift soll der Beschuldigte die Frau an den Handgelenken festgehalten und versucht haben, die 42-Jährige zu küssen und an die Brust zu fassen.
Tat bestritten

Der Angeklagte bestritt den Tatvorwurf. Die Zeugin habe ihn beschuldigt, etwas aus ihrem Keller gestohlen zu haben - das Geschäft und der Keller der Zeugin liegen in einem Wohnhaus auf einer Ebene. Der Angeklagte gab über seinen Dolmetscher zu verstehen, dass er niemals etwas stehlen würde. Zudem habe er keine Erklärung dafür, aus welchem Grund die 42-Jährige ihn der Nötigung bezichtige. Im Zeugenstand berichtete die Geschädigte, dass eine Nachbarin ihr den Tipp gegeben habe, doch mal in dem Geschäft nach dem Verbleib ihrer Sachen, die aus dem Keller verschwunden waren, zu fragen. Dann berichtete sie dem Gericht, dass der Angeklagte unter anderem versucht habe, sie zu küssen. Sie sei von dem 73-Jährigen auch festgehalten worden. Dann habe er ein Handgelenk losgelassen und mit seinen Fingerspitzen ihre Brust berührt. Auch habe der Mann ihr einen Aufenthaltsraum gezeigt, in dem ein Bett stehe. Bevor sie den Laden verlassen habe, sei ihr von dem 73-Jährigen noch eine Tüte mit ein paar Lebensmitteln geschenkt worden. "Ich habe das alles später entsorgt", so die 42-Jährige. Zu der genauen Dauer der einzelnen Handlungen konnte die Frau keine Angaben machen - "das lässt meine Krankheit nicht zu". Während ihrer Aussage saß ihre Betreuerin neben ihr, um ihr beizustehen. Zuvor hatte die 29-Jährige dem Gericht im Zeugenstand erklärt, dass sie davon ausgehe, dass in dem Geschäft etwas passiert sein müsse. Ihre Klientin habe sie umgehend über das Geschehen dort informiert. "Sie war sehr aufgeregt und hatte große Angst." Das passiere nicht, wenn ihr jemand einfach nur an die Schulter fasse. Richterin Dr. Sandra al-Deb'i-Mießner erklärte nach einer kurzen Unterbrechung der Verhandlung, dass sie die Angaben der Zeugin als glaubwürdig erachte. Das Gericht sei überzeugt, dass es in dem Geschäft einen Vorfall gegeben habe. Um Einzelheiten eruieren zu können, sei ein psychologische Begutachtung des Aussageverhaltens der Zeugin notwendig. Letztendlich wurde das Verfahren vorläufig eingestellt. Allerdings unter der Auflage, dass der 73-Jährige 500 Euro als Wiedergutmachung an die Geschädigte zahlen muss. Obwohl der Mann zuvor die ihm zu Last gelegten Vorwürfe gänzlich abgestritten hatte, bot er am Prozessende an, die Geldbuße anstatt in Raten im Ganzen an die 42-Jährige zahlen zu können.
02.02.2012 07:44