die Gründer_innen dieser Gruppe sind selbst Viele; das Thema DIS wird in der SHG aber vermutlich nicht das Hauptthema sein, wobei das natürlich davon abhängt, was die Teilnehmenden für Bedürfnisse haben.
Das Psychische ist politisch und
Das Politische ist psychisch
Radikale Selbsthilfegruppe in Hamburg
Traumatisierung, Burnout, Depressionen, Ängste, Einsamkeit, Stress und vieles mehr – all das hat auch gesellschaftliche Ursachen: Macht und Gewalt, Repression, Leistungszwang, Ausbeutung, (Angst vor) Armut, künstliche Knappheit, Ausgrenzung, Diskriminierung, Kriminalisierung, Konkurrenz und das Gefühl von Ohnmacht sind alltäglich. Dazu kommt ein an Gewinn orientiertes Gesundheits- und Pharmaziesystem, zu dem noch nicht einmal alle Zugang haben. Und genau so, wie ausgegrenzten und armen Menschen die an ihnen begangene Ungerechtigkeit auch noch selbst zum Vorwurf gemacht wird, betrifft das auch psychisch Leidende und Menschen, die „nicht normal“ oder „verrückt“ reagieren.
Doch was gilt als Norm, was als krankhaft? Und wer darf das festlegen? Muss dazwischen überhaupt unterschieden werden? Ist es z.B. „verrückt“, Stimmen zu hören? Bin ich selbst Schuld, wenn ich mit dieser Welt nicht klar komme? Wer hat was davon, die Symptome gesellschaftlicher Probleme auf die angebliche Unzulänglichkeit oder Krankhaftigkeit einzelner Betroffener zurückzuführen? Leide ich wirklich nur an einem chemischen Ungleichgewicht im Gehirn oder an der gesellschaftlichen Gesamtscheiße? Oder beides ein bisschen? Sind Pillen, Stigmatisierung und Klapse, oder Revolution, gelebte Solidarität und Schutzräume die Antworten?
Unsere Gefühle und inneren Welten sollten uns Kraft geben für den Kampf um eine bessere Welt. Lasst uns unsere Liebe zu uns selbst, zu einander und zum freien Leben nutzen! Ebenso die Wut auf Ungerechtigkeiten, Ausbeutung und Unterdrückung!
Aber wie kann unsere emanzipatorische Politik auch in uns und unseren Beziehungen Alltag werden? Wie kann ich verinnerlichte Diskriminierungs-Muster verändern, mich gegen Unterdrückung wehren und mit Privilegien umgehen? Wie kann ich mit meinen „privaten“ Problemen umgehen, wie hat das Platz in meiner politischen Arbeit? Wohin mit meiner Wut? Oder wie schaffe ich es überhaupt, mich politisch zu engagieren, trotz Stress, prekärem Leben, Ängsten, Unsicherheiten, Vereinzelung? Warum werde ich selbst in angeblich diskriminierungsfreien Räumen ausgegrenzt und benachteiligt? Muss ich meine persönlichen Probleme „für die Sache“ zurückstellen?
Gibt es auch noch andere, denen es ähnlich geht? Wie kann ich meinen Freund_innen helfen, wenn ich merke, dass es ihnen nicht gut geht? Wie kann ich solidarische Zusammenhänge finden, aufbauen, ausbauen? Wie kann ich, können wir, unsere Utopien schon jetzt anfangen zu leben? Sind wir, unsere Gruppen und Szenen, selbst Schuld, wenn wir mit dieser Welt nicht klar kommen?
Für diese und viele andere Fragen und Themen und für die Probleme der Einzelnen soll in einer Selbsthilfegruppe von und für politisch denkende, fühlende, interessierte Menschen Platz sein.
Kein Platz ist für diskriminierendes Verhalten jeglicher Art, damit der Raum für alle Menschen möglichst sicher ist, insbesondere – aber nicht nur – für Frauen, Schwarze Menschen und PoC, QUILTBAG*, Menschen mit Behinderung, junge und alte Menschen und Menschen, die sich sonst trotz Interesse oft nicht in politisch-emanzipatorische Räume trauen und/oder dort ausgegrenzt werden.
Termine: Immer am 2. und 4. Sonntag im Monat,
von 19:00 bis 20:30 Uhr
im Infoladen Schwarzmarkt,
Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg
Erster Termin: 09.09.2012, dann 23.09.12, 14.10.12, 28.10.12, 11.11.12...
* Queere, intersexuelle, lesbische, trans-, bi, asexuelle und agender und gay (schwule) Menschen. Natürlich sollen auch sonst keine Menschen aufgrund ihrer Geschlechts(nicht-)identität oder sexuellen (Nicht-)Orientierung diskriminiert werden.
LG,
Vanilla