Von: Beate Middeke [mailto:b.middeke@camerada-film.de]
Gesendet: Mittwoch, 1. Juni 2011 15:35
Betreff: SENDETERMIN "Zuletzt befreit mich doch der Tod"
Liebe Freundinnen und Freunde,
am Dienstag dem 07.06.2011 um 21 Uhr und am Mittwoch den 08.06.2011 um 02.45 Uhr läuft der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm "Zuletzt befreit mich doch der Tod" auf dem ZDF Kulturkanal.
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ZULETZT BEFREIT MICH DOCH DER TOD
Regie & Montage: Beate Middeke I Kamera: Justyna Feicht, Frank Wierke
Deutschland 2008 | Dokumentarfilm | Farbe | 76 Min. |
dt. Erstaufführung Filmfestival Max Ophüls Preis 2008
„Wenn mir unfreiwillig oder freiwillig etwas zustoßen sollte, möchte ich, Gwendolin, genannt Kay, dass etwas mit den Sachen passiert, die ich erzählt und aufgeschrieben habe." Am 20. September 2001 nimmt sich die Frau, die diesen Satz schrieb, im Alter von 25 Jahren das Leben. Beate Middeke stellt ihn gleichsam als Vermächtnis ihrem Film voran. Er ist Ausgangspunkt einer filmischen Nachforschung, die eine existenzielle Frage des Dokumentarischen berührt: Was ist wirklich geschehen – und können wir uns ein Bild davon machen? Aus Aufzeichnungen von Kay-Gwendolin, die den Schrecken der Vergangenheit nur erahnen lassen, und aus den widersprüchlichen Aussagen der anderen entsteht die fragmentarische Rekonstruktion einer von Missbrauch und Gewalt gezeichneten Kindheit, die unfassbar bleibt. Die Filmemacherin hat die Beteiligten dazu gebracht, sich vor der Kamera zu äußern, über Gwendolin und sich selbst zu sprechen, mal verwirrend, mal entlarvend. Eine juristische Nachforschung hat es aus Mangel an verwertbaren Beweisen nicht gegeben. Am Ende, so eine der Mitarbeiterinnen des Mädchenhauses, ist nicht mehr entscheidend, welche Teile der Geschichte im eigentlichen Sinne wahr sind und welche wahnhaft. Unübersehbar ist der verlorene Lebenskampf eines zutiefst traumatisierten und verzweifelten Menschen.
Kontakt & Vertrieb I Beate Middeke I Phone: 0171-6935926 I mail: info@beate-middeke.de
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Festivals: Max Ophüls Preis 2008, Duisburger Filmwoche 2008, Nordische Filmtage, Filmfest Schleswig Holstein "Augenweide", Filmfest Wismar, Würzburger Filmtage, Blicke aus dem Ruhrgebiet
Preise und Auszeichnungen: Duisburger Filmwoche: Dokumentarfilmpreis des Goethe Instituts 2008, Hauptpreis Blicke aus dem Ruhrgebiet 2008, Hauptpreis Filmfest Schleswig Holstein "Augenweide" 2008, Prädikat Wertvoll Filmbewertungsstelle Wiesbaden
Filmstifung Nordrhein-Westfalen, Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern und Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
Begründung der Jury des Goethe Instituts Duisburger Filmwoche 2008
In der Begründung der Jury heißt es: “‘Ich möchte, dass wenn ich zu Tode kommen sollte, dass etwas unternommen wird.’ Die Filmemacherin Beate Middeke hat mit ‘Zuletzt befreit mich doch der Tod’ etwas unternommen.
Ihr Film umkreist das Schicksal der jungen Frau Kay, die auf den Namen Gwendolin getauft wurde, mit Tagebucheinträgen und Gesprächen mit Familienangehörigen, Verwandten, Freunden, Betreuerinnen und einem Gutachter. Nach jahrelangen Therapieversuchen begeht Kay 2001 Selbstmord.
Die Not der jungen Frau wird im Laufe des Films immer offensichtlicher. Vermeintliche Gewissheiten werden jedoch immer wieder in Frage gestellt. Die vielfältigen Zugänge, die die Filmemacherin gewählt hat, offenbaren die Komplexität des Themas, der Wunsch des Zuschauers nach eindeutigen Antworten wird nicht erfüllt.
Das Thema des Films wird in der öffentlichen Diskussion nach wie vor häufig tabuisiert, ist jedoch weltweit von hoher Brisanz. Die Jury des Goethe-Instituts ist darüber hinaus der Ansicht, dass die Filmemacherin mit diesem Film einen außerordentlichen Zugang gefunden und eine Anregung gegeben hat, den eigenen Gewissheiten in jeder Hinsicht kritisch gegenüber zu stehen und sich wach mit seinem Umfeld auseinanderzusetzen.
Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Zudem wird der Film angekauft, in verschiedene Sprachen untertitelt und den Goethe-Instituten weltweit für ihre Filmarbeit angeboten.”
Text der Regiesseurin
„Wenn mir unfreiwillig oder freiwillig etwas zustoßen sollte, möchte ich, Gwendolin, genannt als Kay, dass etwas mit den Sachen passiert, die ich erzählt und aufgeschrieben habe.“
Wir hatten uns 1997 kennengelernt. Ich kannte sie nicht gut, aber es war eine Begegnung die mich nachhaltig beeindruckt hat. Die Diskrepanz von Selbstzerstörung und Lebenswillen, der Sehnsucht nach einem normalen Leben, welches nicht in Reichweite lag, ihr kreatives Potenzial, ihr Humor und ihre Verantwortung für andere Menschen. Sie hatte eine ungewöhnliche Präsenz.
Ende September erfahre ich von Kays Selbstmord und den Ereignissen, die sich daraus ergaben. Ich folge meinem Impuls und fange an zu recherchieren. Gehe in das Zimmer, welches sie zuletzt bewohnt hat und in dem sie sich das Leben nahm. Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf. Leben in öffentlichen Institutionen, Essen aus Großküchen, Einheitsmöbel mit denen keine Atmosphäre aufkommen kann und will. Was bedeutet es über Jahre in diesen System zu leben? Eine Betreuerin beschreibt, wie Kays Eltern das Zimmer ausgeräumt haben. Nur Wertgegenstände waren für sie interessant, der Fernseher, der Gettoblaster und die CDs haben sie mitgenommen. Ich finde Fotos, Geschriebenes, Zeugnisse, Bücher, Kleidung. Das Persönliche, das, was sie ausgemacht hat, war zurück geblieben.
Kays Hinterlassenschaft, ihre Bitte um Nachforschung, die Gespräche, die ich führe, die Fragen die sich aufdrängen, führen zu meiner Entscheidung einen Film zu machen. Die Rekonstruktion ihres Lebens. Wer war sie, wer hat sich um sie gekümmert, wo kam sie her, wie ist sie aufgewachsen, warum war der Tod näher als das Leben?
Die nüchterne sachliche Betrachtung der Struktur, in der es möglich ist, einen jungen Menschen, eine junge Frau zu zerstören.
Wer erinnert sich an sie und wie? Die Kamera ruht auf den Gesichtern, ein O Ton Film, keine Interviews, sondern lange Gespräche, die Kamera nicht auf dem Stativ, sondern bewegt lebendig, atmend, ein Wagnis. Den Zuschauer in eine Stellvertreter Position bringen, die klaustrophobische Stimmung, in der Kay gelebt hat, erfahrbar machen, keine Bilder, die ablenken, keine Entspannung, nichts, was es leichter machen würde. Nichts binde ich in einen distanzierenden Kontext ein, die Erkundung ihrer Biografie, die ungeheure Wucht der Unmittelbarkeit, niemand sagt oder gibt vor, wie es wirklich gewesen ist, jeder muss sich sein eigenes Urteil bilden, selber entscheiden, wem er glauben will. Eine starre Kamera, künstliches Licht war für mich nicht denkbar. Der Realität so nahe wie möglich kommen. Die Kraft liegt in dem, was viele als „unperfekt“ bezeichnen. Zweifel über das, was ich erfahre, kommen beim Drehen immer wieder. Lüge und Wahrheit - so dicht beieinander. Die Grundthese, immer wieder zurück zur Grundthese. Egal was passiert ist, es war zuviel.
mehr Informationen finden Sie unter: http://www.beate-middeke.de