Anstrengende Arbeit




Arbeiten oder betreuen Sie jemanden, der unter Traumafolgestörungen leidet oder oder organisierte Gewalt erfährt/erfahren hat? Oder haben Sie Fragen und/oder wollen Informationen zu den einzelnen Symptomatiken oder suchen sie Austausch? Dann ist hier der richtige Ort dafür

Moderator: dewdrop

Beitragvon frida » Di 22. Dez 2009, 20:36

Hatte heute meinen letzten Arbeitstag für dieses Jahr in meiner Praxis.
War irgendwie traurig am Schluss, weil mein Kinderheim-Therapiekind nicht gehen wollte, meinte, sie wisse nicht, was sie in den Ferien machen solle (sind diesmal hier drei Wochen lang und in der letzten Ferienwoche kann sie angeblich niemand zur Therapie bringen).
Heute früh war noch die Mutter meines anderes Therapiekindes zum Gespräch da und die hat Dinge ausgepackt, mit denen ich nicht gerechnet und auch die auch nie vermutet hatte. Also das war eh erst das 3. Gespräch insgesamt mit ihr. Aber da ist halt auch viel Druck z.Z., vieles bei ihr aufgebrochen, es hat mich echt fast "erschlagen". Evtl. Trennung vom Mann steht an, sie will den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, ihr fehlt jede finanzielle Absicherung und dann noch die emotionalen Geschichten zwischen ihr und ihrer Tochter (haben viel gmeinsam auch an schrecklichen Erlebnissen jeweils in der Kindheit).
Da habe ich sogar noch vergessen, an die Rechnung für diesen Monat zu denken (hatte die extra am Wochenende getippt). Naja, schicke ich morgen früh mit der Post.
Bin ziemlich ko grad, war alles etwas viel in den letzten Wochen.
Frida
frida
 

von Anzeige » Di 22. Dez 2009, 20:36

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Beitragvon frida » Sa 26. Dez 2009, 22:03

Bin immer wieder erstaunt, wie sehr ich meine Erschöpfung wegschieben kann, wenn ich funktionieren muss.
Nur jetzt halt, wo ich frei habe, merke ich sie ganz deutlich. Habe heute mal Mittagsschlaf gemacht und war total neben der Kapp nach dem Aufwachen.
Habe immerhin in den letzten Tagen die Entscheidung getroffen, in der Kinderklinik aufzuhören zu arbeiten, sobald ich eine (bezahlte) Alternative habe. Habe ja ein halbes Angebot von einer Kollegin aus der Weiterbildung, wobei ich gar nicht weiss, ob deren Arbeitgeber mitspielen würde. Sie arbeitet in einer Klinik, vor allem Psychotraumatologie, und hat gemeint, sie hätte mich sehr gerne dort dabei. Aber das ist weit weg und ich wäre auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen, was ich nicht ausstehen kann. Aber da könnte ich alle Stunden machen (1200), die ich noch machen muss, müsste nicht in der Psychiatrie arbeiten....
Bin aber noch unschlüssig im Augenblick.
Aber ich habe halt auch gemerkt, mit meiner Arbeiterei für die Weiterbildung, dass viele meiner eigenen Ziele in Vergessenheit geraten sind.
Frida
frida
 

Beitragvon Feather » Sa 26. Dez 2009, 22:10

hallo frida,

irgendwie gehts mir grad ähnlich und wenn man erstmal frei hat, dann schlägt die erschöpfung radikal zu. habe eben beim blick auf den kalender schon panik bekommen, dass am 4.1 die arbeit wieder beginnt. wobei ich mich weniger durch die klienten (bis auf wenige ausnahmen) als durch der strukturellen gegebenheiten und leitungsgeschichten ausgelaugt fühle. ohne urlaub bin ich zwar auch kaputt aber wenigstens "im trott".

hast du noch ein wenig frei? wünsche dir erholsame tage :lesen0001:

liebe grüße von feather
Feather
 

Beitragvon frida » Sa 26. Dez 2009, 22:33

Hi Feather,

also ich habe eigentlich auch bis zum 4.1. frei, habe aber entschieden, dass ich an dem Tag höchstens mit einer Kollegin essen gehe, die dann den 1. Arbeitstag nach ca. 2,5 Monaten Auszeit haben wird und den Termin, den ich dahin gelegt hatte, werde ich verschieben. Sind eh Menschen, die die letzten dreimal nicht gekommen sind z.T. ohne abzusagen, der Termin ist die letzte Chance, was ich auch klar gesagt habe. Am 5.1. habe ich Sprechzeit in der Praxis, aber alle Klienten sonst sind erst ab 6.1. da.
Mir ist erst vor kurzem aufgefallen, dass ich mir wieder nur 12 Tage Urlaub gönne (wie im Sommer) und das nächste Jahr wird nochmal heftig.

Lieben Gruß
Frida
frida
 

Beitragvon frida » Sa 9. Jan 2010, 18:54

So habe zwei Arbeitstage in der Klinik hinter mir in dieser Woche.
Gestern fand ich es aus zwei Gründen heftig. Zum einen hört die Kollegin, die so lange wegen burn-out krankgeschrieben war, jetzt direkt auf. Und zum anderen hatte ich gestern eine 17 jährige mit Freundin zu einem Gespräch, die chronisch suizidal zu sein scheint und ich sollte mal eben die Entscheidung treffen, ob sie nach Hause darf (war bei ihr eigentlich bei Freunden heisst) oder zwangsweise in die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Alleine nach Hause durfte sie eh nicht, weil noch nicht volljährig, fand das auch super schwierig, jemanden überhaupt nicht zu kennen, keine INfos zu haben, außer dass sie Suizidgedanken geäußert hat und praktisch nur für 1,5 Tage in der Klinik zur Diagnostik ist (Muskelerkrankung). Also ich habe mich aus verschiedenen Gründen gegen Zwangsgschichte entschieden, aber mir ist völlig unklar, wie die ÄrztInnen auf der Station zum einen kurz vor der Entlassung der patientin erst anrufen, keine näheren Infos geben (die kennen sie schon mindestens seit 2 Jahren) und die Mutter der Patientin vorher zum Gespräch dahaben, aber nicht dafür sorgen, dass sie auch bei mir zur Verfügung steht.
Was die Aussage der Jugendlichen angeht, dass sie schon immer nicht leben wollte, hat mich einiges an mich erinnert. Da die Oberärztin Nachtdienst hatte, war die unterwegs, weiss nicht, was jetzt entschieden wurde, werde aber auf jeden Fall nächste Woche nochmal nachfragen.
Frida
frida
 

Beitragvon Wirrbelchen » Sa 9. Jan 2010, 22:46

Hi Frida
Das tönt echt frustrierend.
Was ist eigentlich aus dem Angebot deiner Kollegin geworden?
Oder siehst du dich anderweitig um?
LG
Wirrbelchen
Wirrbelchen
 

Beitragvon frida » So 10. Jan 2010, 13:28

Hi Wirbelchen,

die Kollegin hat gerade angerufen. Sie meinte, es gäbe ja noch keine Stelle und keine "Infrastruktur", als ich sagte, dass mir das zuviel ist mit der Anfahrt und auf andere angewiesen sein.
Ich habe eine Bewerbung hier an der Uni laufen und eine zweite am Donnerstag abgeschickt. Nachher werde ich auch noch rumgucken im Netz bei bestimmten kliniken/Einrichtungen und nachfragen.
Der Zeitaufwand mit An- und Abfahrt muss sich in Grenzen halten lassen.

Frida
frida
 

Beitragvon Glitzerchen » So 10. Jan 2010, 23:55

huhu frida,

hm, die geschichte mit dem 17 jährigen klientel hört sich ja nicht so berauschend an, zumal wieder alle zu deinem nachteil aggieren, aber von dir eine meinung haben wollen, die unterm strich auch noch korekt sein soll.
finde das ziemlich merkwürdig in einer klinik, dass die da nicht hand in hand gehen, wenn z.b. die mutter schon mal vor ort war.

was deinen job betrifft würde ich auch zusehen, wie man einen guten ergattern kann und nicht mehr für fahrkosten investieren muss, als es angebracht wäre.
wir drücken euch alle daumen, dass ihr eine solche arbeitsstelle findet.

lg glitzerchen_a.

p.s. sorry, dass ich klein schreibe, und taste ist irgendwie defekt
Glitzerchen
 

Beitragvon Wirrbelchen » Mo 11. Jan 2010, 22:53

Hi Frida
Wir drücken dir auch alle Däumchen, die wir haben, dass du bald etwas Besseres findest, wo du dich wohl und wertgeschätzt fühlen kannst.
LG
Wirrbelchen
Wirrbelchen
 

Beitragvon frida » Di 12. Jan 2010, 08:58

Hallo Glitzerchen und Wirrbelchen,

danke für eure Antworten.

@Glitzerchen:
also ich wurde ja von einem Assistenzarzt gefragt, ob ich mit der Jugendlichen sprechen kann, wobei die "eigentliche Bezugsperson" die Oberärztin ist (die ich bisher nicht kennengelernt habe) und die Station eigentlich eine eigene Psychologin hat, die wohl noch in Urlaub war. Und eigentlich ging es um eine neurologische Erkrankung.
Sprich, normalerweise gibt es da kaum Kooperation. Aber auf der anderen Seite war ich froh, dass der Arzt nicht so drauf war aus lauter Angst - wie das sonst oft ist dort auf anderen Stationen - für Zwangseinweisung zu voten.
Mein Chef ist ja seit gestern wieder da und ich werde mich morgen früh mal hinsetzen und einen "Leitfaden" für Umgang mit suizidalen Kindern/Jugendlichen entwerfen, einfach damit die AssistenzärztInnen auch ein bisschen Orientierung haben. Muss ich dann noch mit meinem Chef absprechen, der ja eher Hardliner ist was Suizidalität angeht und eher für Zwangseinweisungen bzw. freiwilliges Gehen in die Psychiatrie votiert, keine Ahnung, warum.

Was die Alternative angeht: also ich versuche da wirklich dran zu bleiben. Habe heute nachmittag etwas Zeit und werde dann weiterfragen.

@Wirrbelchen: danke für's "Däumchendrücken"!

Frida
frida
 

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