Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind




Arbeiten oder betreuen Sie jemanden, der unter Traumafolgestörungen leidet oder oder organisierte Gewalt erfährt/erfahren hat? Oder haben Sie Fragen und/oder wollen Informationen zu den einzelnen Symptomatiken oder suchen sie Austausch? Dann ist hier der richtige Ort dafür

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Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon tanzendefedern » Do 7. Apr 2011, 18:28

Hallo zusammen,

vor ein paar Tagen hat eine Bekannte mich gefragt, ob ich Traumakliniken kennen würde, wo nicht nur die Mutter aufgenommen und Therapie machen kann, sondern auch mit ihrer Tochter (4 Jahre) therapeutisch gearbeitet wird.

Etwas ratlos haben wir sie erst mal an die örtliche Trauma-Beratungsstelle verwiesen, die sowohl Listen mit ambulanten Theraplätzen, als auch Kliniken haben. Auch für Kinder. Aber erst ab dem Schulalter. Und die Kliniken, die uns einfallen (Diez und Schwedenstein) haben auch kein fundiertes Konzept für so kleine Kinder. Fällt jemand hier noch was ein? Klar ist auch, dass ambulante Versorgung vor einer stationären Unterbringung erfolgen sollte. Zwei gute Trauma-Praxen haben wir gefunden - in 300km und 400km Entfernung. Auch die Leute vom Kinderschutzbund wissen in diesem Fall nicht so richtig weiter.
Hintergrund ist, dass es zu Übergriffen des Vaters kam, die bereits angezeigt wurden und strafrechtlich verfolgt werden. Eine andere Idee, die wir hatten, war mal zu überlegen, ob vielleicht eine Mutter-Kind-Kur auch für Erholung und beim "Zur-Ruhe-Kommen" helfen könnte. Die Mutter hat in ihrer Kindheit und Jugend auch sex. Gew. erfahren und hat versucht, alles mittels Kunst, Meditation und anderen alternativen Verfahren zu bearbeiten. Mehr oder weniger erfolgreich. Als sie soweit war, sich um einen Platz für stat. Thera zu kümmern, kam die Kleine...

Für Ideen und Tips wären wir echt dankbar.

LG
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von Anzeige » Do 7. Apr 2011, 18:28

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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon Papilios » Do 7. Apr 2011, 18:53

Hallo Tenzendefedern,

ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, das therapeutische Maßnahmen in diesem Alter noch nicht wirklich Sinn machen.
So kleine Kinder brauchen zunächst gaaanz viel gesunde Liebe, Nähe und sehr viel Zuwendung, Sicherheit ganz wichtig und eine ehrlich mit ihm umgehende Vertrauensperson, die spielerisch auch mit zur Verarbeitung der Erlebnisse beitragen kann, sollte sogar die Mutter sein wenn möglich, kann aber auch eine Kinderpsychologin sein.
Es kristallisiert sich sowieso erst später heraus, welche Schäden geblieben sind und oft wird vorher durch o.g. Schritte sehr viel abgefangen.
Eine Klinik oder Praxis, die gezielt mit kleinen Kindern arbeitet weiß ich leider auch nicht.

Das wird jetzt nicht viel weiterbringen, ist nur das was ich so weiß.

LG Celine
Papilios
 

Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon tanzendefedern » Do 7. Apr 2011, 20:29

Papilios hat geschrieben:ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, das therapeutische Maßnahmen in diesem Alter noch nicht wirklich Sinn machen. (...)
Es kristallisiert sich sowieso erst später heraus, welche Schäden geblieben sind (...)


So in der Art dachte ich auch. Bin mir aber nicht so sicher, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt...

Danke für eure Antwort und liebe Grüße
federn
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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon Königskinder » Do 7. Apr 2011, 20:33

Hallo Federn,

grübel, nachdenk, ich werde es im Hinterkopf behalten. Momentan weiß ich auch leider keine Klinik, bzw. nur eine Suchtklinik, die halt im Rahmen der Suchtbehandlung auch Traumatherapie anbietet und da weiß ich, dass die Kinder mit einbezogen werden.
Es gibt auf jeden Fall so etwas in der Schweiz oder Östereich? Aber leider habe ich da grade keinen Zugang zu. Werde mich aber, wenn ich zuhause bin, mal schlau machen und dann nochmal hier schreiben.

Königskinder, die endlich mal hier ins Forum kommen
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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon BlueSky » Do 7. Apr 2011, 20:34

Hallo!

Ich möchte mich meinen Vorredner anschließen: Ich habe beruflich öfter mit Kindern zu tun, die sehr, sehr früh in Psychiatrien aufgenommen und behandelt wurden oder bei denen dieses angedacht wird/wurde. Das Ergebnis ist leider ziemlich ernüchternd: Eine Therapeuten-Kariere in frühere Jahren, wenig Nutzen, dafür ein weiteres extrem einschneidendes Erlebnis (die Psychiatrie) und an dem was ein Kind wirklich braucht, nämlich Liebe, Geborgenheit, Vertrauen - eben eine stabile Bindung, wurde wenig bis gar nicht gearbeitet. Stattdessen wird schnell zu Medikamenten gegriffen :(

Ich halte nichts davon so kleine Kinder (und tief verletzte Kinderseelen) in Psychiatrien zu schicken. Viel besser finde ich, heilpädagogisch bzw. auf Basis der Bindungstheorie (z.B. von John Bowlby) zu arbeiten. Informationen haben dazu häufig folgende Fachkräfte:

- Allgemeiner Sozialer Dienst des Jugendamtes
- Sozialpädagogische Familienhilfe des Jugendamtes
- Örtliche Jugendhilfeträger (z.B. Träger von Wohngruppen für Kinder)
- Ambulante Kinder- und Jugendtraumatherapeuten (nur eventuell)
- Häufig auch Heilpädagogen.

Ich könnte mir vorstellen, dass eine stationäre Kinderwohngruppe eines Jugendhilfeträgers da gute Adressen weitergeben kann. Die Fachkräfte arbeiten fast tagtäglich mit Kindern zusammen, die derartige Erfahrungen machen mussten und arbeiten dann (hoffentlich) auch mit entsprechend geschulten externen Fachleuten zusammen. Diese Adressen könnten dann ja weitergegeben werden.

Aber mit 4 Jahren gehört (in meinen Augen) niemand in eine (klinisch und damit auf Krankheit (!) ausgerichtete) Kinderpsychiatrie. Nach so einem gruseligen Ergebnis sind erfahrungsgemäß folgende Faktoren hilfreich:

- Vertrauensbildung
- Glauben Schenken
- Bindungsaufbau
- Sicherheitgebende Tagesstrukturen und Rahmenbedingungen
- Beratung der Eltern (oder Elternteile) durch geschulte Fachleute
- Kindgerechte Liebe und Zuneigung
- gaaaaaaanz viel Zeit für das Kind und gemeinsames, freies Spiel.


Hmm... sorry für das etwas emotinale Geschreibe, wollte damit niemanden auf den Fuß treten.

Grüße von
BlueSky
BlueSky
 

Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon tanzendefedern » Do 7. Apr 2011, 21:21

Nein, KJP kommt und käme nicht in Frage! Dachte, ich hätte das auch klar benannt mit der Suche nach Trauma-Therapie... und die beiden genannten Einrichtungen sind ja auch keine Psychs!
Wir fragen hier gezielt nach Einrichtungen, wo beide zugleich aufgenommen werden können, damit einerseits die Kleine spielerische Unterstützung erfährt, andererseits die Mutter, die dadurch sehr an die eigene Vergangenheit erinnert wird einen Umgang für Alltagssituationen finden kann und beide "Qualitätszeit" miteinander verbringen können. Die Mutter ist selbständig und allein erziehend.

Die Mutter hat uns angefragt, weil auch wir in diesem Bereich arbeiten, bzw. wir über Inet etc. mal rundrum nachfragen sollten.

AFH, SPD etc. werden nicht benötigt, auch keine Unterbringung. Ambulante Fachberatung nimmt die Mutter in Anspruch. Wir haben die Kleine zuletzt vor einem halben Jahr gesehen (als Kleinkind haben wir sie tageweise betreut) und sie wirkte nun sehr verändert. Auch durch die Befragung bei der Polizei, dem WR, die gyn. Untersuchungen etc. waren neben den Erlebnissen bestimmt nicht ohne.
Wie wir bereits geschrieben haben, nutzt die Mutter vorwiegend alternative Heilverfahren, somit stellt sich die Frage nach einer Medikation mit Psychopharmaka nicht. Beide bekommen spezielle Tees und Gewürze aus der TCM einer großen Niederländischen Klinik, wo sie versuchen, unterschiedliche Folge-Symptome entsprechend zu behandeln.
Die Mutter sieht sich mit ihren Methoden und der eigenen Belastbarkeit am Ende der Kräfte und sucht nun nach alternativen Unterstützungsmöglichkeiten, u.a. nach einer stationären Therapie (Reha!), damit beide vom Alltag Abstand gewinnen können und wieder neu aufeinander zu gehen lernen können. All die genannten stabilisierenden Faktoren sind bekannt, entsprechende Ressourcen werden genutzt, da die Mutter selber Beratung und Coaching bei Tod- und Trauerarbeit anbietet.

Wir haben z.B. auch bei unserer Hippo-Thera nachgefragt, die Trauma-Thera zu Pferd anbietet, ob sie jemanden mit kleinen Pferden kennt, die mit der Lütten arbeiten wollen würde. Aber Heilpäd oder Motopäd wäre vielleicht ein guter Ansatz - danke für diesen Hinweis, Bluesky! Die Ergos, die hier Trauma-Zusatz-Quali haben, arbeiten auch erst mit Schulkindern. Naja, und es soll ja auch darum gehen, das Mutter und Tochter gemeinsam therapeutische Unterstützung erfahren.
Hach, kompliziert das ganze. Normalerweise, wenn die Mutter nicht selber Betroffene wäre und sich nicht gescheut hat, den Typen direkt zu konfrontieren und zeitnah weitere Schritte einzuleiten, hätte das alles bestimmt einige Jahre gedauert, so dass die Kleine dann altersentsprechend therapeutische Angebote hätte wahrnehmen können...

LG
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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon Papilios » Fr 8. Apr 2011, 07:24

Hi ihr federn

vielleicht ist die Klinik etwas, habe nicht viel jetzt gelesen auf der Seite (zeitmangel).
Ich weiß, das da schon einige Kinder erfolgreich behandelt wurden, aber keine Ahnung ab welches Alter und ob Mutter dabei und so.

Mal dort anrufen und wichtige erfragen ist ja immer ok.

http://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/psych ... inik_info/

LG und einen wunderschönen, sonnigen Tag wünscht euch

Celine
Papilios
 

Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon tanzendefedern » Fr 8. Apr 2011, 07:36

Hallo Papilios,

ja, das hört sich gut an! Vielen Dank für den Link. Geben wir gleich weiter.

Die Sonne lacht und wir werden endlich mal wieder auf's Pferd können; auch euch einen schönen Tag.
Knallbunte Grüße
federn
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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon dewdrop » So 15. Mai 2011, 21:14

Wollten nachfragen ob ihr schon eine Hilfe für die Kleine finden konntet?
Eine Klinik die mit Kleinkindern arbeitet wissen wir leider auch nicht.

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Ich halte nichts davon so kleine Kinder (und tief verletzte Kinderseelen) in Psychiatrien zu schicken. Viel besser finde ich, heilpädagogisch bzw. auf Basis der Bindungstheorie (z.B. von John Bowlby) zu arbeiten. Informationen haben dazu häufig folgende Fachkräfte:


Vielleicht ist eine ambulante Behandlung, in Form von Spieltherapie, Ergotherapie, manche Form der Frühförderung mit dem von Blue Sky erwähnten Ansatz.Traumatherapeutische Interventionen in Form von Spieltherapie haben selbst bei Babys oft Erfolg, ebenso die spätere Integration der traumatischen Erfahrung ist durch diese Therapieform möglich. Werden uns weiter umhören.
Liebe Grüße,
von uns Tautropfen



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Re: Therapiemöglichkeiten für Kindergartenkind

Beitragvon tanzendefedern » So 9. Okt 2011, 18:20

Es gibt in Deutschland tatsächlich nur vier Trauma-Theras, die mit Kindern ab dem 2. Lj. arbeiten, obgleich der Bedarf sehr viel höher ist.

Die beiden waren einige Wochen auf Mutter-Kind-Kur an der See und konnten Kraft tanken. Danach waren sie für ein halbes Jahr in einem Ashram in Spanien, wo sie schon oft waren. Das Gerichtsverfahren ist abgeschlossen und die Mutter macht nun endlich eine ambulante Therapie bei einer guten Thera.

Liebe Grüße
federn
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