Was macht eine Begleitung hilfreich?




Arbeiten oder betreuen Sie jemanden, der unter Traumafolgestörungen leidet oder oder organisierte Gewalt erfährt/erfahren hat? Oder haben Sie Fragen und/oder wollen Informationen zu den einzelnen Symptomatiken oder suchen sie Austausch? Dann ist hier der richtige Ort dafür

Moderator: dewdrop

Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon Elefantenohr » Mi 20. Jul 2011, 23:02

Hallo,
Vor kurzem habe ich mich hier im Forum angemeldet. Wie bei der Vorstellung schon erwähnt, sucht die Frau, die ich zu unterstützen versuche, eigentlich keine Hilfe, zumindest nicht die Mehrheit in ihr. Gerne nehme ich die Anregung von Tautropfen auf und versuche zu erklären, warum ich das glaube, aber vielleicht liege ich auch falsch:

Sie hat von sich aus nicht um Hilfe nachgesucht, ihr Psychiater hat vor ungefähr 4 Jahren den Kontakt hergestellt. Eine Therapie und alle Angebote in die Richtung lehnt sie ab. Sie hat schon öfters den Kontakt zu mir abbrechen wollen.

Ich frage mich häufig und im Moment ganz besonders, ob es denn richtig ist, sie immer wieder zu motivieren, den Kontakt zu halten. Seitens der Supervisorin wurde ich stets bestärkt, dran zu bleiben und da ich die Klientin wirklich in Herz geschlossen habe, habe ich bisher auch nicht locker gelassen. Trotzdem sind da die Zweifel, ob sie ohne meine „Hilfe“ nicht besser dran (gewesen) wäre.

:triggerklein

Inzwischen weiß ich, dass sie massiv unter Druck gesetzt /bestraft wird, weil sie den Kontakt zu mir nicht abbricht. Einige in ihr wollen mich schützen, andere wollen von mir in Ruhe gelassen werden und manche haben mich so was von satt. (wenn ich das richtig mitbekommen habe, sind es eher diejenigen, die die furchtbare Gewalt und Folter am meisten aushalten müssen, versuchen darin zu überleben)
Die andere Seite ist, dass einige in ihr mir auch immer wieder zu verstehen geben, wie wichtig unsere Gespräche /Begegnungen für sie sind und ihr Kraft/Licht geben, dass sie froh ist, dass ich noch nicht aufgegeben habe, das es ihr hilft, weiter zu leben. Untereinander haben ihre verschiedenen Innen- und Alltagspersonen bisher nur wenig Wissen von einander. Für alle, die ich bisher kennengelernt habe, ist ein Ausstieg noch weit weg oder undenkbar. Ich glaube, dass ich ihr mit dem Thema Ausstieg vielleicht zu viel Druck gemacht habe. Ich bin einfach in großer Sorge um sie, dass sie es nicht überlebt. Die Gewalt, der sie ausgesetzt ist, hat in den letzten Monaten sehr zugenommen. Es ist einfach nur schrecklich und dabei weiß ich sicher nur einen Bruchteil.
Ich arbeite zwar schon viele Jahre mit psychisch erkrankten Erwachsenen. Dennoch hatte ich bis ich ihr begegnete, keine wirkliche Erfahrung mit Traumafolgen, geschweige denn wusste ich etwas über DIS. Ich bin also alles andere als Profi auf diesem Gebiet, auch wenn ich mich in der Zwischenzeit viel mit der Thematik beschäftigt habe und weiter beschäftige. Je mehr ich mich informiere, umso mehr Fragen entstehen. Die Dimension von organisierter und ritueller Gewalt beginne ich erst langsam zu begreifen. Ich weiß zwar schon länger, dass es Täter gibt, aber dass es sich dabei um eine organisierte Form (satanische Rituale, Herstellen von Gewaltporno, Zwangsprostitution) handelt, ist erst seit ca. ½ Jahr klar.

Meine große Frage ist, was kann hilfreich für sie sein und was sollte ich lieber lassen? Vielleicht habt ihr ja ein paar Anregungen?
Elefantenohr
 

von Anzeige » Mi 20. Jul 2011, 23:02

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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Do 21. Jul 2011, 00:48

:triggerklein
Liebes Elefantenohr,
oh wenn ich deine Zeilen lese, dann erinnere ich mich an die Zeit mit unserer ehemaligen Therapeutin.
Sie hat genauso mitgefühlt und gelitten, zumindest kommt dein Schreiben für uns so an und am Ende hat sie uns entsorgt, regelrecht weil sie nicht verstand, wie schwer es ist Nähe, Kontakt und selbst Lob auszuhalten und den Druck.
Es wurde sehr, sehr unschön am Ende und endete mit einem Therapieabbruch durch sie per Mail mit kompletter Ignoranz von ihr gegenüber uns.
Sie hat Dinge einfach verdreht und falsch für sich interpretiert, unter anderem auch gedacht, dass wir mit nichts zufrieden sind, gnadenlos und sie sowieso nichts machen kann und die hinteren bei uns "die es überhaut nicht gibt in dieser Form" alle aufmischen wollen und die Hilfe verhindern und sie das nicht zulassen wird. Wir haben geschrieben, erklärt, uns regelrecht vor sie hingekniet bildlich und gefleht und gebettelt, dass sie uns verzeiht, uns es erklärt und so. Klaro war es umsonst. Damals dachten wir es könnte sich zum Guten bewenden.
Du fragst was du für die Klientin tun kannst.

Sei zu ihr ehrlich, klar und überlege auch für dich wie und wo du sie unterstützen willst und auch kannst. Mache dir bewusst wie weit du gehen willst und sei dir klar, dass es wahrscheinlich längere Zeit benötigt. Überlege dir klar was du mittragen willst und bleibe dann dabei. Ein Therapieabbruch zerstört tausend mal mehr, als eine nie stattgefundende Hilfe, zumindest ist es bei uns nach diesem schrecklichen Therapieende
Gerade in solchen Phasen wo Innenpersonen gezwungen werden durch die Gruppe, zumeist mit sehr viel Drohungen und auch Folter, wie auch jemanden schaden zufügen, wenn die Klientin bei der Therapeutin bleibt, ist es wichtig einen schriftlichen Vertrag abzuschließen, wo klar ist, dass die Therapie bleibt, auch wenn Innenpersonen sie aus der Not heraus abbrechen wollen. Das könntet ihr zusammen in Ruhe betrachten und klar und deutlich miteinander besprechen und dann auch als Regel miteinander beschließen. Wichtig finden wir dabei, dass es dann aber auch wirklich so ausgeführt wird, wenn Anteile der Klientin immer wieder und immer schlimmer versuchen mit Worten und Bitten und vielleicht auch Mails, die Therapie abbrechen zu wollen.
Oft ist das überhaupt kein nicht wollen, auch wenn du es nicht wirklich sehen kannst. Denn genau diese Funktionalität den Satz zu sagen, zu schreiben, ist gelernte Konditionierung, die dann nur ausgeführt wird von einer Innenperson, weil die innere Anspannung unüberwindlich erscheint.
Solche Situationen hatten wir viele in der Therapie und wir haben irgendwann diesen Vertrag für uns rausgefunden, gedanklich erstellt und dann mit zur Therapeutin genommen und besprochen. In diesem Vertrag kann man festhalten, wie man mit Kontaktabbrüchen umgehen soll. Das kann ganz vielfältige Lösungen da geben. Wir hatten in unserem Vertrag vereinbart, dass die Therapie erst als abgebrochen gilt, wenn es ein Abschlussgespräch gab wo wir uns persönlich sehen und wen wir entscheiden gilt erst der Abbruch. Und wir hatten vereinbart, dass die Therapeutin trotz Abbruch nach 1-2 Monaten noch mal uns anruft und den Kontakt aufnimmt, weil wir aus Angst den Kontakt zur Therapeutin nie mehr hergestellt hätten, egal wie wir sie gut fanden und hilfreich. Die Angst das zu versuchen ist viel, viel größer und scheint unüberwindlich. Es ist nicht ein "nicht" wollen, sondern wirklich ein "nicht"können.
Desweiteren haben wir die Erfahrung gemacht, dass wenn man das Programm ausführt und die Therapie mit Worten und Anruf oder so abgebrochen/unterbrochen hat, dann die innere Anspannung weniger wird und die Aktivierung dessen langsam ausschleicht.
Es hat uns so einmal geholfen eine Abbruchssituation gut zu bewältigen.

Unsere Therapeutin hat damals die Worte und Mails zur Kenntnis genommen und hat gesagt, es sei okay dass wir das sagen, sie versteht das und sie möchte doch gern uns Montag sehen und dann können wir noch mal darüber sprechen. Wichtig ist, bei dieser Aussage zu bleiben und sich auch daran zu halten und nicht persönlich zu reagieren auf den Wunsch von Therapieabbruch. Es ist zumeist ein Programm was die Klientin wortwörtlich gelernt bekommt zu sagen und ausführt, weil sie die Spannung und die Gefühle die damit unter Folter oder anderen starken Reizen verbunden wurden auszuhalten versucht.
Es hat nichts mit dir als Helferin, deiner Hilfe zu tun, dass sie die nicht will oder abwertet oder es ihr nicht gut genug oder so ist. Es ist wie ein ferngesteuerter Vorgang, meist emotionsloser durch die verbundene traumatische Erfahrung mit dem gekoppelten Stimulus.
Zum einen denke ich, ist es wichtig, mehr zu erfahren wie das System aufgebaut und strukturiert ist. Denn die Strukturen sind nicht immer so, wie es in Fachbüchern erläutert wird. Gerade wenn es um rituelle-organisierte Gewalt geht, sind Konditionierungen anders zusammenhängend angelegt und immer wieder auch mit den alltäglichsten Dingen verknüpft. Wir kennen deine Klientin nicht aber möchten bisschen von uns erzählen in der Hoffnung du kannst daraus als Helferin für deine Klientin etwas hilfreiches mitnehmen, denn einiges von dem wie du beschreibst und was du wahrnimmst ist sehr ähnlich bei uns in der Therapie gewesen. Wir haben im Nachhinein für uns das ganze immer und immer wieder mit unserer Innen Therapeutin reflektiert und gemerkt bestimmte Dinge haben bei uns in der Therapie gefehlt und mit zum Abbruch dieser Begleitung geführt.

Das andere ist, dass du dir auch bewusst machst, dass gerade Gute Dinge die du der Klientin mitteilst oder für sie machst, genau so ein Programm wieder auslösen können, weil das von Tätern nicht gewünscht ist, sich gut zu fühlen oder innere Not zu verdeutlichen.

Schreiben später weiter, da gerade Telefon...
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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon eiskristalle » Do 21. Jul 2011, 11:04

hallo elefantenohr,
wir sind nicht aus der organisierten gewalt. aber ich wollte dir noch was anderes mitgeben, weil ich inzwischen weiß, dass normalos, die ganz normal vertrauen können, sowas nie oder sehr schwer verstehen.

hier ist das so, dass nähe einigen sehr viel angst macht. zum einen ist nähe nicht mit was gutem verkinüpft, zum anderen tut es einfach tierisch weh, wenn sich welche ihres bodenlosen hungers nach guter nähe und zuneigung bewußt werden. (ich kann das auch nur deshalb schreiben, weil ich hier in dem system davon nicht betroffen bin)
deshalb die paradoxe situation, dass jemand, grad wenn man sich länger kennt, plötzlich anfängt, um sich zu schlagen. sinnbildlich.
wir sind so nach fast 4 jahren an dem punkt.
ich kenne den mechanismus und bin inzwischen einigermaßen fähig, das zu sagen, wobei hier schreiben immer noch leichter ist, als einem nichtbetroffenen mündlich was zu sagen.
und was du auch bedenken solltest, es gibt sicher auch bei deiner klientin interne leute, die FÜR IMMER mit menschen abgeschlossen haben. und andere fast für immer. die müssen hier bei uns immer noch testen und beobachten und wenn sie sich trauen zu fragen, haben sie einen sehr guten tag.
(das kommt noch zu der programmierung dazu, dass man keinem vertrauen darf, keinem was sagen, sich nicht gutfühlen)

wenn man nie gelernt hat, zu vertrauen, braucht das sehr viel zeit, sowas wie eine tragbare (therapeutische) beziehung aufzubauen. 4 jahre sind da nicht besonders viel. vor allen dingen, wenn die frau noch täterkontakt hat.

du schreibst, dass da ein paar sind, die euren kontakt wichtig finden. das ist doch schon mal was. 100%iger kotaktwunsch wird glaub ich nicht gehen. ich kenn kein system, bei dem das geht, weil überall ein paar zu sehr geschädigte da sind. aber wenn im laufe der zeit noch ein paar dazu kommen, die sich jetzt noch nicht trauen, habt ihr viel erreicht.
ich will dir den mut nicht nehmen, ich hoffe, du hast ihn, aber wie gesagt, ihr braucht sehr viel zeit.
(deshalb machen mich die knapp bemessenen therastunden so extrem sauer, da kommt kein langzeittraumatisierter mit hin)

gruß
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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon Staubkind » Do 21. Jul 2011, 17:58

Hallo Elefantenohr,

wie du die Situation deiner "Klientin" (schreib ich jetzt mal so, auch wenns ein blödes Wort ist ;) ) beschreibst, erinnert mich das sehr an eine enge Freundin von mir, die ebenfalls viele ist und damals erst herausgefunden hat, dass sie aus dem Kult kam.

Auch sie hat ihre Therapie abbrechen (müssen), auf Druck der Täter oder auf Druck der inneren Programme hin. Hier finde ich gut, was Tautropfen schon schrieben mit dem festgelegten Ablauf, dass man sich mindestens noch einmal zum Gespräch trifft und nach 1-2 Monaten nochmal ein Kontakt stattfindet. Solche Absprachen sind ungeheuer wichtig und hilfreich.

Meine Freundin hatte in der Zeit, als sie für sich selber ihre Vergangenheit aufdeckten und auch sich gegenseitig kennenlernten, gottseidank die Möglichkeit, ihrem damaligen Therapeuten jederzeit Emails und Bilder (selbstgemalt) zu schicken. Auch das hat ihr sehr geholfen, da sich so einige Innenleute zu Wort gemeldet haben, die sie bspw. noch nicht kannte und da so einige ihrer Personen einen guten Draht zum Therapeuten aufbauen konnten.

Das bedeutet natürlich, dass Helfer schon sehr gefordert sind. Daher denke ich ist auch die Frage wichtig, wie weit du selbst "abgesichert" bist mit Supervision, verständnisvollen Kollegen oder wem auch immer, denn ich denke, was auf dich zukommt, könnte schon hart werden (damit meine ich zB. wenn traumatisierte Personen von konkreten Details erzählen) .

Wenn du selbst erst gerade das Ausmaß von Kult & organisierte Gewalt entdeckt hast, wirst du selbst sicher viele Fragen haben, oder ganz einfach enormen Redebedarf. Zumindest ging es mir so, als ich zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert wurde. Und leider mußte ich feststellen, dass die Menschen in meiner Umwelt das, was ich von meiner Freundin erfahren habe, völlig belächelt und abgetan haben. Was ich allerdings von meiner Freundin erfuhr über die Dinge, die ihr passiert sind, hat auch in mir extrem viel ausgelöst.
Sobald deine Klientin zu dir mehr Vertrauen gefaßt hat, wirst du von ihr Dinge erfahren, die dich vermutlich entsetzen und erschüttern.

So ging es mir und so geht es mir immer wieder mit diesem Thema. Daher finde ich es toll, dass es Orte wie dieses Forum gibt. Hier kannst auch du einfach aus deiner Sicht und aus deiner Gefühlslage heraus über die Dinge schreiben, die du erfährst, bzw was sie mit dir machen.

Ich hoffe, das hat nun einigermaßen Sinn gemacht? Falls nicht, entschuldige - mein Kopf will heute nicht so wie ich und ich finde grad keine besseren Worte.
Ich finde es jedenfalls sehr toll, wie sehr du dich bemühst und einsetzt für diese Frau :)

Ganz liebe Grüße
Staubkind
Staubkind
 

Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon Elefantenohr » Do 21. Jul 2011, 18:11

Liebe Tautropfen und Rhia von den Eiskristallen,
vielen Dank schon einmal für Eure schnelle Antwort. Ich werde vielleicht nochmals ausführlicher dazu schreiben, habe aber gerade nicht so viel Zeit und brauche etwas Erholung.
Aber schon mal vornweg, eure Rückmeldungen sind sehr hilfreich für mich und bestärken mich darin, darin weiter zu machen. Danke! Das mit dem Vertrag werde ich versuchen,und auch der Hinweis das gute Dinge / gute, respektvolle Nähe schwer zu ertragen sind und auch Programme auslösen können, ist wichtig.
Liebe Grüße
elefantenohr
Elefantenohr
 

Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Do 21. Jul 2011, 23:22

Oh ja liebes Elefantenohr,
finden schön, dass du einige hilfreiche Impulse bekommen hast. Im Gesamten finden wir Verlässlichkeit am wichtigsten und Klarheit, alles andere ergibt sich aus dem achtsamen Umgang im miteinander. Offenheit und Vertrauen sind erste Schritte, um Hilfebedarf zu zeigen. Das kann sein, dass es lange braucht, bis alle Innenpersonen glauben, dass die Helferin wirklich helfen will und es ehrlich meint und man sich an sie wenden darf oder man der Helferin im Arbeitskontakt wichtig geworden ist. Oder sie sich trauen werden dich zu loben und dir ihre Dankbarkeit entgegenbringen darf. Meist sind auch solche Dinge in Täterstrukturen trainiert worden, schon von Baby an. Und es ist ganz mühsam eine Zuneigung zu erwidern, weil es soviel auslöst, zumindest bei uns ist es so. Was dann vielleicht wie ein nicht wollen oder wegschieben des Helfers oder der Hilfeleistung empfunden wird. Es ist das aber überhaupt nicht und wird oft so negativ gewertet was Vertrauen sehr erschwert.
Ein Beispiel aus unserer Erfahrung dazu. Kannst auch überlesen ;) wenn du keine Details gerade lesen magst.

:triggerklein

Kind wird in ungezwungener und freundlicher Situation-bei Babys nonverbal mit Spiel ,beachtet und Zuneigung deutlich kommuniziert. Hersteller bedankt sich beim Kind und lobt es für positive Resonanz auf seine Zuneigung. Kind muss als Reaktion ein positives Gefühl deutlich dem Hersteller übermitteln.
Sobald das Kind darauf eingeht, nimmt Hersteller diese Situation auf und bringt das Kind dazu, sich fröhlich zu bedanken und Zuneigung zu zeigen.
Hersteller übt mit dem Kind solange, bis es klar verstanden hat, dass es sich auch bedanken muss. Hat das Kind dies getan wird es plötzlich für das Danke und die Zuneigung bestraft, bei unseren Gruppen meist mit Stromschläge, da die Bestrafung, gut dosierbar unmittelbar und schnell wirksam. Es muss eine Art Überraschungseffekt hergestellt werden, denn dies ist wichtig um später eine überraschende Geste mit der Konditionierung verknüpfen zu können.
Umgekehrt wird das Kind trainiert ein Danke vom Hersteller ohne Reaktion hinzunehmen. Auch da wird gezielt die Reaktion hergestellt.
Dies wird durch Neutralisation aus der anderen Erfahrung bewirkt und jede Reaktion hat unabhängig funktionsfähig zu sein, weil sonst die eine Konditionierung die andere behindern könnte.
Sprich 1. Programmierung - Kind hat auf ein Danke des Herstellers immer positiv zu reagieren zu lächeln oder Blickkontakt aufzunehmen,2. Programmierung - Ein Danke vom Kind muss Kind an Schmerz der Folter und die ausweglose Situation erinnern und diese Emotionen hervorrufen.
Wenn das eintrainiert ist, kann ein gewolltes Danke bei der Klientin nach dem Kontakt ein in dieser Richtung gelegenes Programm aktivieren.
Und so kann es kommen, dass in der nächsten Stunde die Klientin viel misstrauischer ist als je zuvor, da die Konditionierung auf das Verhalten gegriffen hat und die Gefühle so sind, wie zu der Zeit der Folter.
Ich mag betonen, dass dies ein Beispiel ist aus unserer Erfahrung mit unserem Täternetzwerk. Woanders kann es anders gemacht werden und funktionieren.
Ich wollte dir das schreiben, weil ich denke so kannst du vielleicht verstehen, wieso manches im Kontakt mit der Klientin sehr widersprüchlich anmutet. Erst wird man gelobt und danach gemieden. Betrachtest du die Konditionierung, kannst du dir diese Widersprüchlichkeit vielleicht erklären und auch verstehen, dass es mit deinem Verhalten und Sein garnichts zu tun hat.

Wir schreiben gerne noch mehr dazu wenn du das möchtest, denn da gibt es bei uns noch ein paar Punkte, die helfen könnten und vielleicht auch hilfreich wären, damit eine Begleitung gut funktionieren kann und auf anderer Seite auch der Druck zu Händeln ist, wenn Programme losgehen oder Täter aktiv anfangen einen Abbruch herauf zu provozieren.
Denken wir werden am Wochenende dazu kommen, da wir wieder ganz starke Schmerzen haben und uns von den Terminen der letzten Tage erholen müssen.
Aber wir werden uns melden.
Alles Liebe zu dir,
Tautropfen


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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Do 21. Jul 2011, 23:43

Ach ja, wie du die Konditionierung auflösen kannst, ist die bleibende offene und emphatische Haltung gegenüber des Verhaltens der Klientin in den von mir oben genannten Punkten. Ein bestärken, dass es gut ist Danke zu sagen und auf das Danke der Klientin mit positiver Verstärkung zu reagieren. So kann die Klientin Stück für Stück diese Konditionierung löschen.
Wenn es in solchen Punkten zu schwierigen Momenten kommt, wo man sich festfährt, schweigen, Angst entsteht, kann es hilfreich sein, die Klientin zu bitten, die Situation umgekehrt zu betrachten- Metaebene.
Denn dann kann die Klientin ohne Konditionierung reagieren, weil das Programm nicht aktiviert wird, weil es ja "nicht um sie geht" ;)
Diese Methode hat uns mit unserer Innentherapeutin viel geholfen, weil man plötzlich ohne Programm nachspürt wie es sich anfühlt, auf einen wirkt und was angemessen wäre.
Sehr wirksam finden wir den DBT Ansatz für uns. Dabei nicht hauptsächlich die Skills, sondern die anderen Punkte wie die "3 B" uä. Wir haben uns da vor einiger Zeit ein Manual mit CD und Arbeitsblättern bestellt und sind schier begeistert, weil wir damit gut um die Programme herum handeln lernen können.
Wir werden das auch demnächst als Mitmachprojekt hier starten, wo man die Blätter zusammen mal besprechen und üben kann.
Also wir wussten garnicht wie gut DBT ist.
Falls dich der Ansatz und das Buch interessiert hier der LinkKlick hier zum Buch!


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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon Glitzerchen » Do 21. Jul 2011, 23:50

war unbedacht, hier aus meiner Sicht zu antworten
Zuletzt geändert von Glitzerchen am Fr 22. Jul 2011, 02:49, insgesamt 1-mal geändert.
Glitzerchen
 

Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon dewdrop » Fr 22. Jul 2011, 00:23

Liebe Glitzerchen ,
wir empfinden euer Schreiben total allgemeingültig geschrieben und das macht uns viel aus, denn :triggerkleinBei uns war und ist diese Form wie ihr eure Täteranteile beschreibt nicht vorhanden und wir kennen viele andere Systeme wo es solche Strukturen nicht gibt. Bei uns gibt es keine dunkle und helle Seite. es gibt auch keine Personen die sich aufgewertet empfinden wenn sie den Tätern gehorchen. Das liegt daran dass wir unsere Hauptprogrammierung auf Angst erfahren haben. Einen Wert hatte nie einer von uns, weil wir nur Ware waren und nichts weiter, egal wer von uns. Und keiner von uns hat die Aufgabe als Informant/in erhalten. Mit deiner Art von Möglichkeit Glitzerchen wäre für uns die Unterstützung einer Helferin nicht machbar, Weil wir in anderen Art und Weise funktionieren. Unser Schreiben vorher und das Beispiel hat nichts mit hinteren dunklen Anteilen zu tun, sondern meine geschilderte Programmierung betrifft unsere Alltagspersonen, die Scheinwahrenden, die darauf trainiert wurden so zu handeln. So eine Form von System ist bei uns nicht vorhanden. Das mag mit daran liegen, dass wir nicht wirklich aus einer Sekte oder Kult sind und unsere Hersteller hauptsächlich für nicht rituelle Dinge arbeiteten. Denken das ist ein Unterschied inwieweit ein System geprägt ist auf Loyalität etc. Solche loyalen Anteile, wie ihr sie beschreibt waren in der Form bei uns nicht vorhanden und es wurde uns von damaliger Therapeutin nicht geglaubt, weil es ja bei allen Multiplen so sei und wir es nicht merken würden. Ja alles erklären brachte nichts und eine Zeit überlegten wir allen ernstes diese von dir beschriebenen Anteile zu spielen, weil die Therapeutin nicht verstand und nicht glaubte, dass wir immer noch wir Alltagsteam oder Helfer, Beschützer sind oder einfach verzweifelt und wütend zum Beispiel. Und klar als wir mehr uns trauten, sah sie Teile von uns gleichen Personen, die eben nicht städnig den schein wahrten. Uns bringt dieser täterloyale Ansatz keinen Nutzen, im Gegenteil können wir uns schenken, da es solche Leute nie gab in der Form. Wir haben auch keine enge Bindung zu irgendwelchen Tätern und deren Handeln, keiner von uns. Und auch das Handeln 2009 war von uns als Team besprochen und nicht von irgendwem "loyalen" vollzogen. Wir haben das für uns zu der Zeit so entschieden, weil wir die Täter nicht mehr wollten und auch nicht so leben. Und die Täter haben viele Wege sich ihrer Opfer zu bedienen. Dazu braucht es bei uns keine Dunklen. Den Mord von Delja und Kailey durften wir erleben, wir das Alltagsteam was sowas nie erleben musste. Wir haben ja viele Helferkontakte gehabt die Anfangs der Therapeutin mehr glaubten und irgendwann kamen sie auf uns zu uns meinten, sie fänden komisch dass wir so um Hilfe kämpfen und weitere Hilfe durch die Therapeutin von vorher. Sie meinten sie sehen, dass da niemand so ist, wie die Therapeutin das beschreibt. Und so war es auch nicht. Es hat nichts mit euch zu tun, dass wir so schreiben. Wir wären froh darum wenn du das nicht so sehr verallgemeinerst weil wir es anders erleben und kennen und sehr viel Schaden davon getragen haben durch diese Verborrtheit nur diesen Täteransatz zu glauben und sich auf nichts anderes einzulassen. Am Ende wurde bei uns ein Beschützer, der ganz viele Bestrafungen bei den Tätern ertrug zum Täter deklariert durch die Therapeutin. Toll
Gruß Überlebensfraktion
Aber wir finden gut dass es bei dir so klappte und du so einen Weg finden konntest aus der Hand der Täter und ein eigenes Leben zu haben. Wie heißt es so schön. Viele Wege führen nach Rom.
Liebe Grüße
Überlebensfraktion


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Re: Was macht eine Begleitung hilfreich?

Beitragvon Glitzerchen » Fr 22. Jul 2011, 00:38

gelöscht nach reiflicher Überlegung
Zuletzt geändert von Glitzerchen am Fr 22. Jul 2011, 02:48, insgesamt 1-mal geändert.
Glitzerchen
 

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