Traumatherapie nicht zu früh beginnen




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Geschichtlicher Hintergrund von Trauma und Dissoziation, Definitionen,
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Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon dewdrop » Di 6. Sep 2011, 16:12

Quelle:http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1200732
Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Dahn (dpa/tmn) - Sexueller Missbrauch, massives Mobbing oder ein Verkehrsunfall: Solche traumatischen Erlebnisse können einen Menschen nachhaltig verstören. Manche brauchen danach eine Therapie.

Damit sollten Traumapatienten aber nicht zu früh beginnen, erklärt Matthias Heidt. «Der Hauptgrund gegen eine zu frühe Therapie ist, dass noch nicht sicher gestellt ist, ob die Selbstheilungskräfte des Betroffenen anspringen», sagt der niedergelassene Psychotherapeut aus Dahn in Rheinland-Pfalz. «Man sollte etwa ein bis zwei Monate abwarten, um zu sehen, wie der Patient mit der traumatischen Situation umgeht.»

Vor einer Therapie muss Heidt zufolge geklärt sein, dass ein Betroffener keinen weiteren traumatisierenden Ereignissen ausgesetzt ist. Außerdem sollte er in einem einigermaßen sicheren sozialen Rahmen verankert sein.

Dann sollten drei wesentliche Punkte überprüft werden: mögliche psychologische Begleiterkrankungen, die emotionale Stabilität des Patienten und seine innere Einstellung. Eine Therapie könne schädlich sein, wenn der Traumatisierte beispielsweise unter einer Psychose leidet. «Er bewegt sich dann häufig in einer Wahnwelt.» Die emotionale Erregung während der Behandlung könne Symptome der Grunderkrankung verschlimmern.

Außerdem sollte sich der Patient selbst stabilisieren können, erläutert der Psychotherapeut. «Wenn ihn die Gefühle überfluten, darf er nicht zusammenbrechen.» Atem- oder Fokussierungstechniken zu trainieren, hilft zum Beispiel gegen die Panikgefühle, die während der Konfrontation mit dem Trauma aufkommen können. «Im schlimmsten Fall erlebt der Patient das traumatische Erlebnis sonst noch einmal.» Statt einer Bewältigung folgt dann eine Retraumatisierung. «Für eine Auseinandersetzung müssen Traumatisierte lernen, schnell wieder in die Realität zurückzukommen.»

Auch die innere Einstellung ist wichtig: «Wenn die Krankheit einen Vorteil bringt, wird es schwierig», sagt Heidt. Manche Patienten hätten kein Interesse, schnell wieder in den Beruf zu finden. «Zum Beispiel, wenn ich einen blöden Dienstleiter oder schlechte Arbeitszeiten hatte.» Die Frage sei, wie der Betroffene an die Therapie herangeht - gegen den Willen seien die Erfolgsaussichten gering.

Nicht jeder Mensch, der etwas Traumatisches erlebt hat, müsse eine Therapie machen, erläuterte Heidt. Bestimmte Strategien können helfen, das Erlebte aus eigner Kraft zu bewältigen. «Es ist wichtig, regelmäßig aufzustehen, den Tag nicht im Bett zu verbringen und soziale Kontakte zu knüpfen.» Traumapatienten seien aber nicht alle gleich: «Manche ziehen sich zum Beispiel in die Natur zurück.» Wellness, Bewegung und Entspannung täten dem Körper gut und förderten die Selbstheilungskräfte. «Man wird stabiler, man kommt in den Alltag zurück, man handelt wieder selbstbestimmt - das ist wichtig.»

Ob eine Therapie nötig ist, hänge vom subjektiven Erleben Ereignisses ab, sagt Heidt. «Je heftiger das Ereignis, umso eher entsteht eine Traumafolgestörung.» Wiederholte, durch Menschen verursachte Verletzungen seien tendenziell belastender. «Geiselhaft und Folter zum Beispiel sind schlimmer als eine Überschwemmung.» Ob ein Betroffener eine Therapie beginnt, müsse er aber selbst entscheiden.

© sueddeutsche.de - erschienen am 02.09.2011 um 17:10 Uhr


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Re: Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon eiskristalle » Di 6. Sep 2011, 16:40

wir finden den artikel, bzw die aussagen dieses menschen haarsträubend, konnten uns einen kommentar nicht verkneifen.

Tautropfen&Glassteine hat geschrieben:Quelle:http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1200732
Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Dahn (dpa/tmn) - Sexueller Missbrauch, massives Mobbing oder ein Verkehrsunfall: Solche traumatischen Erlebnisse können einen Menschen nachhaltig verstören. Manche brauchen danach eine Therapie.

Damit sollten Traumapatienten aber nicht zu früh beginnen, erklärt Matthias Heidt. «Der Hauptgrund gegen eine zu frühe Therapie ist, dass noch nicht sicher gestellt ist, ob die Selbstheilungskräfte des Betroffenen anspringen», sagt der niedergelassene Psychotherapeut aus Dahn in Rheinland-Pfalz. «Man sollte etwa ein bis zwei Monate abwarten, um zu sehen, wie der Patient mit der traumatischen Situation umgeht.»
[color=#0000FF]vielleicht hat er sich bis dahin ja vorn nächsten zug geschmissen und braucht keine kostenintensive therapie mehr. (<-sarkasmus, aber auch die befürchtung, es könnte die wahrheit sein)


Vor einer Therapie muss Heidt zufolge geklärt sein, dass ein Betroffener keinen weiteren traumatisierenden Ereignissen ausgesetzt ist. Außerdem sollte er in einem einigermaßen sicheren sozialen Rahmen verankert sein.
achso, wenn jemand weiter traumatisiert wird, aus welchen gründen auch immer, läßt man eine therapie sein. was für ein schrott!
und was ist ein sicherer sozialer rahmen? viele früh und langtraumatisierte haben keinen, weil sie keinem mehr trauen können. die probieren oft das erste mal seit jahrzehnten, was überhaupt ein sozialer rahmen sein kann.

Dann sollten drei wesentliche Punkte überprüft werden: mögliche psychologische Begleiterkrankungen, die emotionale Stabilität des Patienten und seine innere Einstellung. Eine Therapie könne schädlich sein, wenn der Traumatisierte beispielsweise unter einer Psychose leidet. «Er bewegt sich dann häufig in einer Wahnwelt.» Die emotionale Erregung während der Behandlung könne Symptome der Grunderkrankung verschlimmern.

Außerdem sollte sich der Patient selbst stabilisieren können, erläutert der Psychotherapeut. «Wenn ihn die Gefühle überfluten, darf er nicht zusammenbrechen.»
und was wenn doch? selbst schuld oder was?
Atem- oder Fokussierungstechniken zu trainieren, hilft zum Beispiel gegen die Panikgefühle, die während der Konfrontation mit dem Trauma aufkommen können. «Im schlimmsten Fall erlebt der Patient das traumatische Erlebnis sonst noch einmal.» Statt einer Bewältigung folgt dann eine Retraumatisierung. «Für eine Auseinandersetzung müssen Traumatisierte lernen, schnell wieder in die Realität zurückzukommen.»

Auch die innere Einstellung ist wichtig: «Wenn die Krankheit einen Vorteil bringt, wird es schwierig», sagt Heidt. Manche Patienten hätten kein Interesse, schnell wieder in den Beruf zu finden. «Zum Beispiel, wenn ich einen blöden Dienstleiter oder schlechte Arbeitszeiten hatte.» Die Frage sei, wie der Betroffene an die Therapie herangeht - gegen den Willen seien die Erfolgsaussichten gering.
aha, ne weitere variante von "selbst schuld".

Nicht jeder Mensch, der etwas Traumatisches erlebt hat, müsse eine Therapie machen, erläuterte Heidt. Bestimmte Strategien können helfen, das Erlebte aus eigner Kraft zu bewältigen. «Es ist wichtig, regelmäßig aufzustehen, den Tag nicht im Bett zu verbringen und soziale Kontakte zu knüpfen.» Traumapatienten seien aber nicht alle gleich: «Manche ziehen sich zum Beispiel in die Natur zurück.» Wellness, Bewegung und Entspannung täten dem Körper gut und förderten die Selbstheilungskräfte. «Man wird stabiler, man kommt in den Alltag zurück, man handelt wieder selbstbestimmt - das ist wichtig.»
aha, steh mal morgens früh auf, dann gehts dir gut. machen wir heute noch, komischerweise wirkt es nicht.

Ob eine Therapie nötig ist, hänge vom subjektiven Erleben Ereignisses ab, sagt Heidt. «Je heftiger das Ereignis, umso eher entsteht eine Traumafolgestörung.» Wiederholte, durch Menschen verursachte Verletzungen seien tendenziell belastender. «Geiselhaft und Folter zum Beispiel sind schlimmer als eine Überschwemmung.» Ob ein Betroffener eine Therapie beginnt, müsse er aber selbst entscheiden.
bzw die krankenkasse.

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Re: Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon Sternchen » Di 6. Sep 2011, 22:52

Sehr ärgerlich solche Beiträge, stiften sie auch viele Unsicherheiten bei Betroffenen oder auch anderen Ärzten usw....
Hier wird außerdem (euren Kommentaren , Eiskristalle, kann ich nur zustimmen), dass Traumatherapie viel mehr umfasst als nur Konfrontation.... :kopfschüttel1 :sauer :haarezuberge
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Re: Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon dewdrop » Mi 7. Sep 2011, 12:29

Hm so unterschiedlich ist das. Wir haben es ganz anders verstanden, nämlich dass man die Konfrontation mit dem Trauma erst später anfangen sollte und darin stimmen wir überein. Genauso denken wir auch, wenn man eine gute Therapie hat, sind manche Traumas auch ohne Konfrontation lösbar.
Finden es gut dass sie auch äußern, dass man eigene Selbstheilungskräfte besitzt und auch Zeit manche Wunden heilt. Eine Therapie ist trotzdem wichtig aber eher stützend als aufdeckend.
Hm sehen wir das echt als einzige so?


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Re: Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon eiskristalle » Mi 7. Sep 2011, 13:17

wenn er konfrontation mit dem trauma geschrieben hätte, hätte die sache nochmal eine andere gewichtung.
aber er schreibt nur von therapie an sich.
auch so wie ihr das jetzt schreibt, tautropfen, ist das wieder eine ganz andere geschichte. ihr unterscheidet zwischen unterstützend und aufdeckend. das finden wir auch richtig so. an traumas mit der brechstange dranzugehen, muß nicht sein. aber unterstützend, dass jemand seinen weg und auch seine selbstheilungskräfte finden kann, das ist doch wichtig.
aber so wie der sich ausgedrückt hat, las sich das viel mehr als "warten wirs mal ab" und zwar generell mit therapie. vor allen dingen der hinweis auf krankheitsgewinn nach zb mobbing war frech. passt aber zur knauserigkeit der krankenkassen.
tschuldigung, wir regen uns immer noch über den text auf.
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Re: Traumatherapie nicht zu früh beginnen

Beitragvon tanzendefedern » Mi 7. Sep 2011, 21:28

Ausgehend von den eingangs erwähnten Arten von Traumatisierung finden wir den Artikel gar nicht sooo schlecht. Dennoch können wir eurer Kritik, eiskristalle, auch folgen. Wir sehen da eben einen großen Unterschied, ob ein Mensch von Babyalter an massiv/fortdauernd sexualisierter Gewalt in organisiertem Kontext und/oder ritueller Gewalt ausgesetzt war.

Je nachdem, auf welche Ressourcen (i.S.v. Überlebensstrategien) man zurückgreifen kann, welche Folgestörungen auftreten etc. sollte die Therapie gestaltet werden können.
Daran arbeiten wir in der Initiative Phoenix. Wir sehen der Entwicklung, das EMDR als Therapie-Verfahren anerkannt werden soll, sehr skeptisch entgegen. Trauma ist eben nicht gleich Trauma. Und die Behandlung von chronisch-komplexer Traumatisierung fällt im wissenschaftlichen Diskurs immer hinten runter. So leider auch in diesem Artikel. Eben weil die Therapie i.d.R. langwierig ist, es keine hinreichenden Angebote für eine umfassende Ausstiegsbegleitung gibt, immer wieder die Beziehungsarbeit in die therapeutischen Prozesse hineinspielt...

Mir fehlt lediglich ein Wort am Ende des Artikels: nämlich das KÖNNEN.

Viele Grüße
federn


Tautropfen&Glassteine hat geschrieben:
Ob ein Betroffener eine Therapie beginnt, müsse er aber selbst entscheiden können.
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