Weiblich, minderjährig und missbraucht




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Weiblich, minderjährig und missbraucht

Beitragvon dewdrop » Do 3. Nov 2011, 12:01

Quelle:http://www.derwesten.de/wp/weiblich-minderjaehrig-missbraucht-eine-zwangsprostituierte-erzaehlt-id5155486.html

Dortmund. Alina hat einen Traum. Den Traum von einer kleinen Familie. Ehemann, Kinder, Häuschen, ein Auto, ein Führerschein. Aber das hat noch etwas Zeit. Schließlich ist Alina selbst fast noch ein Kind. Und schließlich ist sie bei dem ersten Versuch, sich diesen Wunsch zu erfüllen, in einem Alptraum aufgewacht.

17 Jahre ist Alina alt. Ihren richtigen Namen in der Zeitung zu schreiben, wäre für sie wohl lebensgefährlich. Sie kommt aus einem kleinen Dorf in Rumänien, wo die Menschen sehr arm sind. Als sie 16 Jahre alt war, da glaubte sie den Mann gefunden zu haben, der ihr bei der Erfüllung ihres Traumes helfen könnte. Ein Bekannter aus dem Nachbardorf. Alina hatte gehört, dass er ins Ausland ging - und bat ihn, ihr dort Arbeit zu verschaffen.

Er versprach ihr eine Anstellung in der Gastronomie. Und er versprach, sie nach Italien zu bringen. Die Sprache war ihr vertraut. Zudem arbeiteten dort bereits viele Bekannte aus der Heimat.

Gebracht aber hat er sie nach Deutschland. In ein Land, von dem sie kaum etwas wusste. In ein Land, wo sie kein Wort verstand. So wusste sie damals nicht einmal, in welcher Stadt sie war. Heute verrät sie den Ort nicht mehr aus Angst davor, erkannt zu werden. Der Mann nahm ihr den Pass ab und die Karte für das Handy. Geld hatte sie keines.
Arbeit auf dem Straßenstrich

Nach drei Tagen gab er ihr eine „Arbeit“: Er schickte sie auf den Straßenstrich. „Ich wollte das nicht“, sagt sie. „Aber ich hatte keine Wahl.“ Er drohte ihr mit Schlägen. Er drohte, ihren Eltern und Geschwistern in der Heimat etwas anzutun. Kein leeres Versprechen: „In Rumänien herrschen Clans, die eine unglaubliche Macht haben“, deutet Gisela Zohren von der Mitternachtsmission an.

Also tat Alina, was er verlangte. Weglaufen konnte sie nicht. Er brachte sie mit dem Wagen zur „Arbeit“, blieb stets in der Nähe, fuhr sie mit dem Wagen wieder zurück in die Wohnung. Und wohin hätte sie auch gehen sollen, wo sie nicht einmal wusste, wo sie war? Wo sie zudem der Polizei nicht über den Weg traute: Die nämlich gelte in Rumänien als höchst korrupt, erklärt Gisela Zohren. Woher sollte Alina wissen, dass es in Deutschland anders ist? Woher sollte sie wissen, dass Prostituierte hierzulande nicht hart bestraft werden - anders als in ihrer Heimat?

Er stellte sie irgendwo an einer Landstraße ab, wo bereits vier andere Frauen warteten. Vielleicht irgendwo im Sauerland. Vielleicht im Münsterland oder in Ostwestfalen. „In die Großstadt wagen sich die Zuhälter mit den Minderjährigen Zwangsprostituierten nicht“, sagt Zohren. „Es gibt zu viele Polizeikontrollen.“ Die Freier aber finden die jungen Mädchen auch auf dem Land. Im Internet könnten sie sich informieren, wo die Minderjährigen angeboten werden, erklärt Zohren.
Zwangsprostituierte verdrängen alles

„Das erste Mal war schwer“, sagt Alina nur. Sie könne sich aber nicht recht erinnern. „Das ist sehr häufig bei Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden. Sie verdrängen einfach alles“, so Gisela Zohren. Und dann erzählt Alina doch ein wenig: Dass alles sehr „schmutzig“ war. Dass sie sich die ersten Tage danach mehrfach übergeben musste. Dass sie sich dafür schämt.

„Ich habe geguckt, was die anderen Frauen taten - und es dann nachgemacht.“ Sie sagt es ganz ruhig, sachlich. Auf Rumänisch. Obwohl sie mittlerweile etwas Deutsch spricht. Aber die Dolmetscherin, eine Mitarbeiterin der Mitternachtsmission, wo man der ehemaligen Prostituierten hilft, gibt ihr Sicherheit und Schutz. Alina hat die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine eng übereinander geschlagen, die Schultern leicht nach vorn gebeugt. Sie antwortet nur kurz auf die Fragen, ohne Umschweife. In ihr Innerstes will sich das junge Mädchen offenbar nicht blicken lassen.

Sie erzählt nur, dass sie „schockiert“ war, weil der erste Freier gerade einmal 20 Euro bezahlen musste. Das Geld nahm ihr der Zuhälter gleich danach wieder weg. Sie schlief mit den Männern im Auto. Mit alten und jungen. Mit gut aussehenden und hässlichen. Mit offenbar wohl situierten und ganz einfachen Männern.
Freier wollten das Alter nicht wissen

Mit Männern die sie schlugen, an den Haaren zogen. Und mit solchen, die es „mit mehr Gefühl“ machten. Männern, die nur einmal vorbeikamen und solche, die immer wieder auftauchten. Solche, die sich ein bisschen mit ihr unterhielten, sie fragten, warum sie das mache.
Nach ihrem Alter aber hat die damals 16-Jährige niemand gefragt. „Die Freier erkundigen sich nie danach, damit sie sich bei der Polizei und vor Gericht herausreden können, sie hätten nichts gewusst“, erklärt Gisela Zohren.
Während Alina ihre Geschichte erzählt, lächelt sie oft und freundlich. Dabei ist die Angst noch immer da. Auch jetzt, wo sie hier in der Mitternachtsmission sitzt. Die Streetworkerinnen haben sie entdeckt, vorsichtig einen Kontakt zu ihr geknüpft. „Das war nicht leicht“, sagt Gisela Zohren. „Sie war vollkommen eingeschüchtert.“
Und doch hat Alina die „offene Tür gesehen“, als die Mitternachtsmission auf sie zuging. So ist sie nach drei Monaten auf dem Strich wieder losgekommen, hat bei der Polizei ausgesagt. Das Verfahren läuft. Nun träumt Alina wieder ihren Traum von einer Familie. Sie will ihn sich in Deutschland erfüllen. Zurück in die Heimat möchte sie nicht.

Nina Grunsky
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