Frau als Ware-erschütterndes Zeugnis-




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Frau als Ware-erschütterndes Zeugnis-

Beitragvon dewdrop » Fr 26. Aug 2011, 14:40

Quelle:http://www.kultiversum.de/Literatur-Literaturen/Lydia-Cacho-Sklaverei.-Im-Inneren-des-Milliardengeschaefts-Menschenhandel-Zwangsprostitution.html

Die Frau als Ware
Die mexikanische Journalistin Lydia Cacho deckt den weltweiten Handel mit Frauen und Mädchen auf – und die westliche Gleichgültigkeit

In der Türkei spricht man von den russischen «Nataschas». In Israel sind es kirgisische und kasachische Frauen, die von Menschenhändlern verschleppt werden. In Kambodscha lernen Siebenjährige, wie man einen Mann oral befriedigt. In Birma werden Frauen nach Thailand und Pakistan verkauft, wo sie zur Prostitution gezwungen werden. In Mexiko arbeitet der mächtigste Bordellbetreiber eng mit Politik und Justiz zusammen. In Japan sind es die Yakuza, die japanische Mafia, die einen reibungslosen Ablauf des Geschäfts garantieren. Die mexikanische Journalistin Lydia Cacho hat unzählige Länder bereist, und überall gilt: Frauenhandel und Zwangsprostitution nehmen zu. Gleichzeitig steigt auch die Toleranz gegenüber dem Phänomen des Menschenhandels, so dass Cacho von einer weltweiten Normalisierung des Geschäfts mit der Prostitution spricht.

«Sklaverei. Im Inneren des Milliardengeschäfts Menschenhandel» ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen und Undercover-Gespräche, die die Autorin unter teils lebensgefährlichen Bedingungen geführt hat. Schon in ihrem 2005 erschienenen Buch «Los demonios del Edén» hatte die Menschenrechtlerin einen mexikanischen Kinderprostitutions-Ring enttarnt und war daraufhin entführt und gefoltert worden – von der mexikanischen Polizei. Denn weltweit gilt auch, dass die besten Kunden im Sexbusiness oft in der Politik, der Polizei oder der Armee zu finden sind. Manchmal betreiben sie das Geschäft auch selbst oder sind zumindest daran beteiligt. Wie in Mexiko, wo der Gouverneur des Bundesstaates Puebla die Verhaftung der lästigen Reporterin veranlasst hatte. Lydia Cacho zeigte ihn an, und der «Fall Cacho» wurde zum landesweiten Skandal, weil die Journalistin den Filz aus Politik und Verbrechen nachweisen konnte.

Der romantische Verruchtheitsbonus

«Sklaverei» versammelt unfassbar grausame Geschichten über die Prostitution und ihre weltweiten Nutznießer. In Kambod­scha spricht Lydia Cacho mit der sechzehnjährigen Qui, die als Zwölfjährige von ihrem Onkel an einen Bordellbetreiber in Phnom Penh verkauft wurde. Eine Philippinin bringt den zum Teil siebenjährigen Kindern mit Plastikdildos bei, was sie zu tun haben. «Wie saßen auf dem Boden um den Tisch, wie bei einem Spiel, und berührten die mittelgroßen Plastikpenisse. ‹Und jetzt yum-yum›, sagte die Frau und sah ein Mädchen an, das so um die zwölf Jahre alt war. Das Mädchen gehorchte sofort. Wie eine Lehrerin nahm sie einen der Dildos und steckte ihn in den Mund.»
Rund um den Globus spricht Lydia Cacho mit Frauen und Mädchen, die Ähnliches erlebt haben. Letztlich, sagt sie, sei eine Unterscheidung zwischen Minderjährigkeit und Volljährigkeit schwer aufrechtzuerhalten. Den Mädchen wird durch die jahrelangen körperlichen und psychischen Misshandlungen eingeimpft, dass ihr Leben nichts wert ist. Junge Erwachsene aus Drittweltländern werden mit der Behauptung angelockt, man werde ihnen eine seriöse Arbeit in einem reicheren Land verschaffen. Die erste Vergewaltigung wird dann fotografiert und dazu benutzt, die Mädchen an der Rückkehr zu hindern – die Schande wäre zu groß, wenn die Fotos der Familie gezeigt würden.

Auch die Unterscheidung zwischen Zwangsprostitution und Prostitution wird da überaus fragwürdig. Voller Empörung schreibt Cacho über einen französischen Soziologen, der von «freien Prostituierten» in Vietnam spricht, weil sich die Frauen «zwischen dem Bordell und ihrem Zuhause frei bewegen konnten». Feministinnen, die von Sexarbeit sprechen und für eine Legalisierung der Prostitution eintreten, lehnt die Menschenrechtlerin rundweg ab.

Letztlich führe die Legalisierung der Prostitution nur dazu, den global agierenden Menschenhändlern die Arbeit zu erleichtern. Eine Schwäche des Bandes besteht allerdings darin, dass Cacho solche Positionen nicht namentlich identifiziert; die Feministinnen bleiben ebenso anonym wie der französische Soziologe. Für die Debatte in Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden wäre ein analytisches Grundsatzkapitel zur Legalisierungsfrage entscheidend gewesen (das rotgrüne Prostitutions-Gesetz hat zur Eröffnung etlicher Großbordelle geführt, während Aktivistinnen darauf hinweisen, dass sich die Lage der Frauen entgegen den Erwartungen dadurch eher verschlechtert habe).

Seine Stärken beweist das Buch zum einen in den Interviews und Undercover-Gesprächen, die eindrucksvoll vorführen, unter welch widerwärtigen Bedingungen Prostituierte leben und arbeiten. Zum anderen legt Cacho die internationalen Strukturen des Menschenhandels offen und macht klar, dass der Wirtschaftsfaktor Prostitution eine Millionenziffer von versklavten Existenzen hervorgebracht hat – und das im 21. Jahrhundert. Prostitution genießt immer noch einen romantischen Verruchtheitsbonus, der von der Idee zehrt, dass manche sich eben doch ganz gern verkaufen, Verdinglichung hin oder her. «Schlimm, schlimm», sagt ein thailändischer Grenzbeamter, als Lydia Cacho ihn auf die Zwangsprostitution in Birma anspricht. «Aber Sie wissen ja, Madame, vielen gefällt das. Die Mädchen sind einfach geborene Nutten, denen gefällt das.»

Lydia Cacho
Sklaverei. Im Inneren des Milliardengeschäfts Menschenhandel
Aus dem Spanischen und mit einem Vorwort von Carolin Emcke.
S. Fischer, Frankfurt a.M. 2011. 352 S., 17,95 €
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