"Jenseits des Tages" - Ein Theaterstück zum Thema DIS




Re: "Jenseits des Tages" - Ein Theaterstück zum Thema DIS

Beitragvon tanzendefedern » Do 26. Mai 2011, 12:35

Nachbesprechung von „Jenseits vom Tag – ein Theaterstück zum Thema sexueller Gewalt und Dissoziativer Identitätsstörung“


Am 13. Mai 2011 wurde in Rapperswil, Schweiz, das one-women-Theaterstück „Jenseits vom Tag“ von und mit Beate Albrecht aufgeführt.
In einer gelungenen Mischung aus professioneller Bühnenpräsenz und reflektierter Auseinandersetzung mit der Thematik gewährte die Schauspielerin und Regisseurin einen Einblick in das vielfältige Innen-Leben einer Frau mit „multipler Persönlichkeit“.

In der Rolle der engagierten Fernsehjournalistin Franziska Nielsen beginnt die Protagonistin, ein vierteiliges Feature über die Thematik der Dissoziativen Identitätsstörung vorzustellen, wobei das Publikum bewegt und angerührt der Entdeckungsreise in die bunte Innenwelt ihrer eigenen Persönlichkeit(en) folgen kann. In einem dynamisches Zusammenspiel zeigen sich „Franziska“, eine rationale, vernunftbetonte erwachsene Frau; die schüchterne „Franzi“, ein kleines Mädchen; die unternehmungslustige, freche „Fränzi“ und der starke, betont cool wirkende Jugendliche „Franz“.
Mit beeindruckender Schnelligkeit und Spontaneität wechseln sich nicht nur die Persönlichkeitsanteile ab, sondern finden auch Zeitsprünge und Ebenenwechsel von früheren Erinnerungen und der Realität statt.

Ebenso mitreissend wie sensibel gelingt es der Schauspielerin und Begründerin des Wittener Ensembles „theaterspiel“, das zunehmend ent-tabuisierte Thema von sexueller Gewalt in der Kindheit und der Entstehung einer Dissoziativen Identitätsstörung als (mögliche) Folge andauernder, wiederholter schwerer Traumatisierungen für ein breites Publikum in Szene zu setzen, ohne sich dabei klischeehafter Schreckensbilder zu bedienen.
Was PsychiaterInnen, TherapeutInnen, PädagogInnen oder Betroffenen oftmals nur schwer gelingt in Worte zu fassen, bringt Beate Albrecht in einem 60minütigem Dialog mit ihren „Ichs“ auf gleichsam bewegte, aufrüttelnde, schonungslose und humorvolle Weise auf die Bühne. Unmittelbar entsteht das Gefühl, dass eine Vielzahl von Personen anwesend ist, was der Darstellungskunst der Schauspielerin zugeschrieben werden kann, die es versteht unterschiedliche Innenpersönlichkeiten einprägsam und klar zum Leben zu erwecken: unverwechselbar in Gestik, Mimik, Tonlage, Wortwahl und Charakter präsentieren sie ihre jeweils ureigene Sicht auf die Dinge.

In dichter Atmosphäre dieses Jugend- und Erwachsenenstückes war - neben allem Ernst - auch Raum für Situationskomik; zudem wurde im Anschluss zu einer Podiumsdiskussion mit der Schauspielern, Eva Zimmermann (Fachpsychologin und Traumatherapeutin), Yolanda Schlumpf (Assistentin an der UZH, die aktuell mittels bildgebenden Verfahren zu Dissoziativer Identitätsstörung forscht) und „M.“ (einer jungen Frau, die aufgrund schwerer Traumatisierungen selber multipel ist) eigeladen.
Aus dem Publikum wurden viele Fragen rund um das Thema Missbrauch, Dissoziation, Abgrenzung der DIS-Diagnose von anderen Erkrankungen, Stand der aktuellen Forschung und dem Alltags(er)leben des „Viele-Seins“ gestellt. Des Weiteren ist Beate Albrecht darauf eingegangen, was zur Entstehung dieses Stückes, das mittlerweile über 150 Mal im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurde, beigetragen hat.
Auch nach dem offiziellen Ende dieses Austausches wurde in zahlreichen kurzen Einzelgesprächen mit den drei „Fachfrauen“ noch Fragen beantwortet und Kontakte geknüpft.

Mehrfach habe ich gehört, dass dieses ein gelungener Abend gewesen sei, der viele Menschen nachhaltig beeindruckt habe.
Weitere Informationen sowie umfassendes Informationsmaterial zu dem Theaterstück finden sich auf der Homepage http://www.theater-spiel.de
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