Umgang mit Körper bei traumatisiertem Mädchen




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Moderator: dewdrop

Umgang mit Körper bei traumatisiertem Mädchen

Beitragvon frida » Do 31. Mai 2007, 09:53

Heute scheint mein Tag zu sein, Neues anzufangen.
Habe seit Ende Dezember 2006 ein Mädchen (jetzt 8 J.) in Behandlung, das von einem langjärigen Freund der Familie im Sommer 2005 angeblich nur 1x Übergriffe erlebt hat, es ihren Eltern erst 2 Monate später sagte...
Gestern habe ich bei einem Spiel erlebt, wie sie sich den Finger der linken Hand quetschte (also da ist nichts passiert), was mir zu denken gibt, ist nur, dass sie gar nicht mitbekommen hat, wo ihre linke Hand war und ohnehin einen vereiterten Daumen links hatte mit abgeheiltem linken Zeigefinger. Der Vater hatte es mir am telefon gesagt, weder sie noch er wissen, woher die Verletzung kam.
Ich tue mich selber etwas schwer, bei ihr etwas anzusprechen, was mit ihrem Körperempfinden zu tun hat, habe mein Leben lang fast ausschließlich mit Jungen gearbeitet, es war für mich ein ziemliches Wagnis, sie anzunehmen zur Therapie.
Wollte nachfragen, ob es andere gibt, die Tipps haben, wie körperliche Empfindungen angesprochen werden können, ohne dass sie gleich dicht macht, weil eigentlich darf(oder will?) sie nicht wirklich drüber reden und ich bin eher vorsichtig. Gestern war übrigens die 20. Stunde und im äußeren Leben hat sich für sie viel geändert (das Einnässen hat aufgehört, sie hat jetzt Freundinnen, darf mehr außerhalb des Elternhauses machen...).
Aber ich habe ein mieses Gefühl, dass wesentliche Dinge - wie den Körper zu schützen - außen vor bleiben. Wobei sie bei mir in den ersten Stunden "erwachsen" war, und ich froh war, dass sie jetzt auch mal Kind sein und spielen kann.
Frida
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von Anzeige » Do 31. Mai 2007, 09:53

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Beitragvon schäfchen » Do 31. Mai 2007, 10:37

Hallo Frida,

ich weiß ja nicht genau, in welchem Rahmen du mit dem Mädchen therapeutisch arbeitest, aber hast du mit ihr schon mal Körpertherapeutisch was gemacht?Spielerische Übungen zur Körperwahrnehmung?

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Beitragvon dewdrop » Do 31. Mai 2007, 13:04

Hallo liebe Frida,
schön das du diese Rubrik belebt hast :soppy:
Die Idee von Schäfchen hatten wir auch gerade. Vielleicht so spielerische Körperwahrnehmungs und Sinnesübungen.
Vielleicht auch in der Form von einem Spiel.
Wir haben hier ein Spiel, wo man Dinge mit geschlossenen Augen ertasten muss oder bestimmte Stoffe, Materialien ertasten.
Vielleicht kannst du über diesen Weg mehr mit dem Kind über das Körperempfinden sprechen.


Tast und Erfahrungsspiele

Buch über Körperbewusstsein


Purzelbaum und Hängematte Buch zur Förderung des Körperbewusstseins

Weiß nicht, ob das hilfreich sein kann.

Aber das fiel uns eben dazu spontan ein.


Lieben Gruß zu dir :tagundtschuess:
Tautropfen


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Beitragvon schäfchen » Do 31. Mai 2007, 17:06

Hallo Tautropfen,

das sind gute Ideen!

wink schäfchen
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Beitragvon frida » Do 31. Mai 2007, 17:38

Hi Schäfchen und Tautropfen,
danke für eure Ideen.
Also ich habe bisher noch nicht direkt was zur Körperwahrnehmung gemacht. Sie hatte ja mal eine Freundin mit, die hat den Sandkasten entdeckt und dann haben sie darin gespielt. Ansonsten hat sie bisher Regelspiele bevorzugt, fängt aber an, auch körperbetonte Spiele machen zu wollen.
Heute nachmittag habe ich gedacht, dass bei mir die Jungs diejenigen sind, die ganz viel körperlich machen, dabei die Mädchen auch mitreißen. Ich habe ja einige Jahre Sportunterricht gegeben, habe auch mal in der Psychomotorik gejobt (an der Uni), also, ich glaube, es fehlt mir gar nicht an Erfahrungen eigentlich (neben eigenen Erfahrungen in Feldenkrais, Bioenergetik, Hakomi, Yoga...).
Ich habe allerdings eine Therapierichtung gelernt, in der das Kind aussucht, was es machen will in der Regel jedenfalls. Ich hatte mir jetzt auch überlegt, sie mal mit ihren Umrissen auf Papier zu malen und sie mit Farben reinmalen zu lassen mit welchen Teilen sie sich wohlfühlt, welche sie nicht mag/spürt bzw. welche schmerzen bereiten.
Das andere überlege ich mir die nächsten tage nochmal in Ruhe. Sie macht ja grad ein Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungstraining und einen Schwimmkurs. Aber der Punkt ist wohl eher, sich zu spüren und achtsam mit sich umzugehen.
Danke für eure Anregungen, werde auch sehen, dass ich in die Bücher mal reinschaue.
Gruß
Frida
frida
 

Beitragvon AsteriscosQuebrados » Sa 2. Jun 2007, 11:49

Hi

Das mit der Figur musste ich auch machen in der Thera. Nun ja, gewisse Bereiche habe ich mich geweigert, auszumalen. Ich denke, jede/r hier kann sich denken, welche Bereiche. Aber das war schon ok für den Thera. Was dann unangenehm war, war das Ganze "Wieso haben Sie da diese Farbe genommen? Was mögen Sie daran nicht?" und so weiter. War vielelicht schon gut, aber super mühsam auch.

Ich mag am liebsten Grenzübungen. Finde das wirklich wichtig. Denn es hilft mir ja nicht nur, meine Grenzen (psychisch) wahrzunehmen, sondern auch, die physischen Grenzen wahrzunehmen. Finde ich jedenfalls. Oder... wo fängt mein Körper an, wo hört er auf. Ach, jetzt fällt's mir ein, mein Thera sagt Raumübungen dazu.

Sonst fällt mir grad nix mehr ein.

Liebe Grüsse
N.
AsteriscosQuebrados
 

Beitragvon frida » Di 5. Jun 2007, 12:46

Hallo N.,
danke für deine Anregungen, Ideen. Also das Mädchen wird vermutlich nicht viel erklären wollen, aber das ist auch okay (mit dem Körperbild).
Mit dem auch die physischen Grenzen spüren, das werde ich auf jeden Fall auch aufgreifen - weil sie mit den psychischen (also eher anderen Grenzen setzen) relativ gut klar kommt inzwischen.
Vielen Dank nochmal
Gruß
Frida
frida
 

Beitragvon AsteriscosQuebrados » So 10. Jun 2007, 12:06

Liebe Frida

Kein Problem, bitte. Freue mich, wenn's etwas konstruktives war.

LG, N.
AsteriscosQuebrados
 

Beitragvon dewdrop » Mi 13. Jun 2007, 00:41

Liebe Frida,
erzähl mal, wie es dann gelaufen ist ja?

Lieben Gruß
Tereza :fliegen0015:


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Beitragvon frida » Do 14. Jun 2007, 17:57

Also ich habe das Mädchen gestern wieder in der Stunde gehabt und mir überlegt, erst beim nächsten Mal was zum Körper zu machen (die Zeichnung). Wir hatten aber letzte Woche schon ein bisschen was besprochen zum Körper (ihren Verletzungen).
Naja, und dann sollte ich die Augen zumachen und irgendwann "durfte" ich sie wieder aufmachen und da hatte sie fast schwarzen "Alien-Schleim" dabei. Wir haben dann ca. die Hälfte der stunde damit zugebracht, also damit rumexperimentieren, zuwerden, versuchen, das Gegenüber zu treffen damit... Ich habe auch versucht, "Ekliges" mit reinzubringen (also nur so von wegen "iihh" sagen), das mochte sie nicht so. Aber ich habe gedacht, das ist auch wichtig, dass dafür Platz ist.
Danach hat sie mit Seifenblasen experimentiert und zum Schluss gab's noch ein Spiel bei dem auch motorische Geschicklichkeit gefragt war.
Sie hatte beim Zuwerfen des Schleims öfter nicht mitbekommen, wenn ich geworfen habe und sich beschwert. Ich habe es nicht genau gesehen, vermute aber dass sie da kurz in Trance war. Aber als ich sie drauf aufmerksam machte, dass sie genau beobachten könne, war's kein Problem.
Gruß
Frida
frida
 

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